Zur Themen-Übersicht

Was Energiedienst während der Corona-Pandemie lernt

Mitte März stand die Welt plötzlich Kopf. Ein neues Virus hatte sich den weiten Weg von China nach Deutschland gebahnt und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rief am 11. März 2020 die Pandemie aus. Wie die Kolleginnen und Kollegen bei Energiedienst die Corona-Krise erleben und welche Erfahrungen unsere Auszubildenden und Studierende machen, darüber wurde im Intranet berichtet. Das Corona-Virus hat unseren Alltag gehörig durcheinandergewirbelt, das geht aus den Erzählungen hervor und das erlebt jeder einzelne von uns täglich.

Doch nicht nur im privaten Bereich, sondern auch im beruflichen Alltag ist die Ausnahmesituation spürbar. Wir gehen im Büro auf Distanz und ganze Abteilungen befinden sich dauerhaft im Homeoffice. Ganz zu schweigen von der „neuen Normalität“ im Mitarbeiter-Restaurant, in dem in Rheinfelden der Salat nun portioniert wird und die Bestuhlung an eine Mensa erinnert.

Homeoffice, digitale Meetings, weniger Dienstreisen – auf einmal klappt’s

Was Anfang des Jahres kaum denkbar war, wurde Realität und erstaunlich schnell umgesetzt: Homeoffice für alle! Die Lernkurve ging - und geht immer noch – steil nach oben. Videokonferenzen, digitale Zusammenarbeit, zuhause im Büro – alles nicht so einfach. Doch die letzten Monate haben bewiesen: Wir können das!


Welche Auswirkung ein solch abrupter Einschnitt in die bisherigen Abläufe in einem Unternehmen hat? Dazu haben wir Sinah Fornol befragt.

 

"Mit Blick auf die Organisationsentwicklung möchte ich diese Lernkurve natürlich weiter nutzen, um gemeinsam mit den Mitarbeitenden und Führungskräften die Zukunft der Energiedienst-Gruppe zu gestalten."

Sinah Maria Fornol, Bereichsleiterin Organisationsentwicklung und Transformation

PostED express Redaktion: Beeinflusst oder fördert diese Situation die Veränderungsbereitschaft bei Energiedienst?

Sinah Maria Fornol: Corona hat alle Lebensbereiche auf den Kopf gestellt: Von Familien, die sich aufgrund von Ländergrenzen nicht mehr sehen konnten, über alltägliche Dinge wie das Einkaufen bis zu enormen Veränderungen im Arbeitsalltag. Ich bin der Meinung, wir bei ED haben uns sehr schnell auf die geänderten Rahmenbedingungen eingestellt und gezeigt, dass wir uns gegenseitig unterstützen, sodass jeder seine persönlichen Herausforderungen meistern kann: Wir sind bezüglich Arbeitsort und –zeit flexibler geworden, wir nutzen neue IT-Lösungen und unsere Aufgaben haben sich zum Teil geändert. All das fordert und fördert uns. Ich bin mir sicher, dass diese Erfahrungen unser Selbstvertrauen und unsere Fähigkeiten für kommende Veränderungen stärken.

PostED express Redaktion: Was bedeutet diese Lernkurve für die Entwicklung der Unternehmenskultur?

Sinah Maria Fornol: Vor Corona hätte niemand gedacht, dass wir so schnell in der Lage sind, von Vor-Ort-Meetings auf Skype umzusteigen oder neue Möglichkeiten zu schaffen, um unser Geschäft trotz der Hygiene-Maßnahmen weiter zu betreiben. Ich bin sehr glücklich darüber, dass wir diese Potentiale erkannt und umgesetzt haben. Mit Blick auf die Organisationsentwicklung möchte ich diese Lernkurve natürlich weiter nutzen, um gemeinsam mit den Mitarbeitenden und Führungskräften die Zukunft der Energiedienst-Gruppe zu gestalten.

Wie virtuelles Führen gelingen kann und welche Lehren jeder individuell aus der Corona-Krise mitnimmt; das berichten Alexander Lennemann, Leiter Unternehmenskommunikation und Daniel Schölderle, Bereichsleiter Vertrieb + Energiewirtschaft.

"Der Umgang mit den gängigen Tools ist nun gelebt und es ist akzeptiert, dass nicht alle vor Ort im gleichen Raum sind. Wir haben jetzt gelernt, damit umzugehen."

Alexander Lennemann, Leiter Unternehmenskommunikation

PostED express Redaktion: Was hat sich verändert im Arbeitsalltag, im Vergleich zur „vor Corona-Zeit“? Wie meistern Sie „führen auf Abstand“ und wie halten Sie Kontakt zu Ihrem Team?

Alexander Lennemann: Die Corona-Pandemie hat uns alle vor große Herausforderungen gestellt. Nachdem die gesamte Unternehmenskommunikation im Homeoffice war, mussten wir erst einmal organisieren, wie wir nun auf Distanz zusammenarbeiten. Dazu kam, dass wir als Unternehmenskommunikation gerade in der Anfangsphase der Pandemie stark gefordert waren. Da wir die Infos und beschlossenen Maßnahmen der verschiedenen Corona-Stäbe nach innen kommunizieren mussten. Ein großer Teil der Unternehmenskommunikation war dabei voll gebunden. Daneben musste das Tagesgeschäft weitergehen. Deshalb waren noch mehr als sonst Eigenständigkeit und Selbstverantwortung im Team gefordert. Das hat aber gut funktioniert.

Inzwischen haben sich alle mit der Situation arrangiert. Videochats sind zum normalen Alltag geworden. Das wird auch nach der Corona-Pandemie so bleiben. Das mobile Arbeiten hat nun voll Einzug gehalten. Ich bin mir sicher, dass künftig mehr Kollegen auch mal von zuhause aus arbeiten werden. Das gilt übrigens auch für mich. Denn der Umgang mit den gängigen Tools ist nun gelebt und es ist akzeptiert, dass nicht alle vor Ort im gleichen Raum sind. Wir haben jetzt gelernt, damit umzugehen. Auch wenn mehrere Kolleginnen und Kollegen der Unternehmenskommunikation schon vor der Corona-Pandemie regelmäßig aus dem Homeoffice gearbeitet haben, stand ich als Führungskraft dem immer etwas skeptisch gegenüber. Was zur Folge hatte, dass ich spontane Aufträge gern an die Kollegen verteilt habe, die vor Ort waren. Auf die Idee, per Video mit meinen Leuten zu sprechen, bin ich ehrlich gesagt, nicht gekommen. Das wird sich nun ändern. Da bin ich mir sicher.

 

Wie meistern Sie „führen auf Abstand“ und wie halten Sie Kontakt zu Ihrem Team?

Alexander Lennemann: Seit Monaten sind alle Mitarbeiter der Unternehmenskommunikation im Homeoffice, mich eingeschlossen. Mir fehlen allerdings im Moment der persönliche Austausch und das informelle Gespräch zwischen Tür und Angel. Gerade das trägt dazu bei, festzustellen, wo der Schuh drückt. Und Workshops, die vor allem eine kulturelle Komponente haben, können aus meiner Sicht nicht virtuell stattfinden. Da ist bei uns etwas auf der Strecke geblieben und wird so schnell wie möglich nachgeholt. Das zeigt aber, dass eine rein virtuelle Zusammenarbeit nicht geht, wenn wir uns weiterentwickeln wollen.

Die regelmäßigen Redaktionsbesprechungen machen wir per Telefonkonferenz. Das funktioniert recht gut. Da wir unsere Planung auch über ein Tool vornehmen, in das jeder einträgt. Aber einmal am Tag halten wir eine Skype-Videokonferenz ab, um die täglichen Dinge und Themen zu besprechen. Das ist mir sehr wichtig, damit wir uns zumindest einmal am Tag zu einem festen Zeitpunkt sehen. Die Vidko ist zwar auf eine Stunde angesetzt, aber manchmal auch deutlich kürzer, je nach Themen, die anfallen. Inzwischen nutze ich für fast alle anderen Gespräch ebenfalls Skype-Video. Ich versuche das so oft wie möglich, um auch weiterhin den persönlichen Kontakt zu meinem Team zu halten. Auf die Distanz sind natürlich Eigenverantwortung und auch Selbstdisziplin noch mehr gefragt als bisher. Das läuft aber sehr gut. Und mit der Performance meines Teams auch in Corona-Pandemie-Zeiten bin ich sehr zufrieden

Die Videokonferenzen haben sich bei uns inzwischen so etabliert, dass wir Ende Mai eine virtuelle Afterwork-Party gemacht haben, bei der fast alle dabei waren. Das war sehr witzig, weil einige verkleidet waren und wir Spiele wie Vidko-Bingo und Stadt, Land, Fluss gespielt haben.

 

Mikromanager und Kontrollfanatiker haben, egal ob „remote“ oder vor Ort, in der dynamischen Welt dauerhaft keine Zukunft mehr. Eine Führungskultur die Freiräume gibt und auf die Kompetenz der Mitarbeiter setzt, ist für mich der entscheidende Erfolgsfaktor. Die Krise hat mich daher in meinem persönlichen Führungsverständnis gestärkt.

Daniel Schölderle, Bereichsleiter Vertrieb + Energiewirtschaft

Daniel Schölderle: Die Coronakrise hat uns alle, insbesondere in den ersten Wochen, vor außergewöhnliche Herausforderungen gestellt. Für mich als Führungskraft waren es die intensivsten Wochen, seitdem ich bei Energiedienst bin. Ich habe in diesen Wochen unglaublich viel Kooperationsfähigkeit, Eigeninitiative, Vertrauen und Menschlichkeit gesehen. In dem Sinne hat die Krise für uns, egal ob Führungskraft oder Mitarbeiter, auch wirklich etwas Positives. Sie zeigt uns in einer extremen Art und Weise, dass die Zukunft nicht planbar ist.

Wir mussten in kürzester Zeit mutige Entscheidungen treffen, neue Dinge ausprobieren ohne erst auf eine Erlaubnis zu warten. Das sind ganz wichtige Fähigkeiten, die wir alle brauchen um unser Unternehmen zukünftig innovativ voranzubringen. Es braucht nicht immer noch mehr Daten, mehr Kontrolle und ein noch ausgefeilteres Monitoring. Viel wichtiger für mich ist gegenseitiges Vertrauen, Eigeninitiative und vor allem eine zuversichtliche und positive Denkweise im Umgang mit Unsicherheit und Risiko. Wir haben als Mannschaft bewiesen, dass wir auch bei stürmischer See das Schiff auf Kurs halten können, die Nerven behalten und den Mut nicht verlieren. Das ist eine wirklich tolle Sache. Wir gehen dadurch sicher gestärkt, robuster aber gleichzeitig flexibler aus der Krise. Wir werden uns in ein paar Jahren weniger daran erinnern, wie wir die Krise konkret bewältigt haben, sondern vor allem mit wem, nämlich gemeinsam.

 

Natürlich haben wir auch enorme Fortschritte im mobilen Arbeiten gemacht. Videokonferenzen, Skypen, das Arbeiten von zu Hause und das gemeinsame Arbeiten über Entfernungen ist für uns alle zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Das ist für mich aber nicht der entscheidende Faktor. Entscheidend ist für mich der Beweis, dass wir mit viel Vertrauen, Toleranz und viel gegenseitiger Hilfe es geschafft haben, aus der räumlichen Isolation keine soziale Isolation zu machen. Noch vor einem Jahr wären wir kulturell nicht so weit gewesen. Es zeigt für mich einmal mehr, dass das Thema Kultur kein Sandkastenthema ist, mit dem man sich beschäftigt, wenn einem sonst nichts mehr einfällt. Die Zeit der Einzelkämpfer ist spätestens jetzt endgültig vorbei. Die ein oder andere Führungskraft, die bisher der Meinung war, dass das Arbeiten von zu Hause nicht geht, musste plötzlich selbst von zu Hause aus arbeiten. Und es ging dann doch. Ich hatte auch nie das Gefühl, dass die Ergebnisorientierung und die Leistungsfähigkeit unseres Unternehmens durch Corona gefährdet war. Für alle war es selbstverständlich, das Beste zu geben, auch wenn es der Chef nicht sieht.

Für die Zeit nach Corona nehme ich mit, dass wir noch konsequenter neue Arbeitsmodelle ausprobieren und individuelle Lösungen zulassen. Wir haben ein viel besseres Gespür dafür gewonnen, was moderne Arbeitswelten leisten können und was wir brauchen um produktiv zu sein. Für uns selbst und in der Zusammenarbeit mit anderen. Starre Regelungen zum Home-Office, wie sie vor Corona noch erarbeitet wurden, wirken für mich mittlerweile wie aus der Steinzeit.   

Wie meistern Sie „führen auf Abstand“ und wie halten Sie Kontakt zu Ihrem Team?

Für mich gibt es nicht wirklich einen großen Unterschied in der Art und Weise wie ich führen möchte, egal ob wir alle gemeinsam im Büro sitzen oder uns über einen Zeitraum nur digital austauschen können. Daher bin ich auch weiterhin meinem Ansatz treu geblieben. Ich versuche allen Kolleginnen und Kollegen ein Umfeld zu schaffen, das sie bestärkt eigenständig und individuell Entscheidungen zu treffen. In der Hochphase der Corona-Zeit war es für mich extrem wichtig einen kühlen Kopf zu bewahren, für alle Kolleginnen und Kollegen ansprechbar zu sein und alles dafür zu tun, dass die Zusammenarbeit weiterhin gut funktioniert und wir unsere operativen Prozesse beispielsweise im Energiehandel, in der Abrechnung und im Kundenmanagement aufrecht erhalten können. Gerade in dieser Phase war es super wichtig viel häufiger als üblich in der Interaktion zu sein. Da haben mir persönlich die Absagen von externen und internen Terminen auch Freiraum gegeben, den ich sonst im Alltag weniger habe. Aber auch jetzt braucht es mehr Gespräche als früher. Denn führen hat für mich sehr viel mit Intuition zu tun. Mit dem Erfühlen und Verstehen von Dingen, die nicht gesagt werden oder gerade nicht auf Folien stehen. Diese non-verbale Kommunikation und damit die Emotionen, die Mimik, ein leichtes Kopfschütteln geht im digitalen Alltag verloren. Deshalb werden wir auch in Zukunft persönliche Treffen unbedingt brauchen. Sich für etwas richtig zu begeistern oder zu spüren, dass es jemandem nicht gut geht, das ist digital sehr schwer.  

Mir persönlich fehlt der persönliche und direkte Austausch im Alltag mit den Kollegen, die seit langem zu Hause sind, sehr. Aber auch dort findet man Wege. Beispielsweise versuche ich mich zu einem ausgiebigen Spaziergang am Rhein zu treffen. Gerade private oder zwischenmenschliche Themen lassen sich im direkten Austausch einfach besser besprechen.  

Sollte es bei uns noch Führungskräfte gegeben haben, die über Anweisung und Kontrolle arbeiten und ihren Führungsanspruch definieren, dann wurden sie durch Corona vor enorme Problem gestellt. Für mich hat sich in den letzten Wochen sehr deutlich gezeigt, dass Führung eine Dienstleistung ist. An den Menschen, die für das Unternehmen arbeiten und in den herausfordernden Zeiten ihr Bestes geben. Mikromanager und Kontrollfanatiker haben, egal ob „remote“ oder vor Ort, in der dynamischen Welt dauerhaft keine Zukunft mehr. Eine Führungskultur die Freiräume gibt und auf die Kompetenz der Mitarbeiter setzt, ist für mich der entscheidende Erfolgsfaktor. Die Krise hat mich daher in meinem persönlichen Führungsverständnis gestärkt. Das hat mir sehr gut getan und mir das Gefühl gegeben, auf dem richtigen Weg zu sein.

 

Was nehmen Sie aus der Corona-Krise mit? Teilen Sie uns gerne Ihre Erfahrungen mit und antworten Sie im Kommentarfeld unter diesem Beitrag.


2 Kommentare

  • Strohmeyer am 17.06.2020 um 09:47
    Das Miteinander in der ED-Gruppe ist für mich, seit einem halben Jahr dabei, erfrischend gut. Kurze Wege, flache Hierarchien! Immer wieder vorkommende technische Unzulänglichkeiten der elektronischen Verbindung zu Covit-19 Zeiten, führten m.E. zu keiner Verschlechterung der Zusammenarbeit, das WIR steht im Vordergrund. Gemeinsam sind wir durch die vergangenen drei Monate gegangen. Lasst uns an den Standorten und mit der gegebenen Peripherie erfolgreich daran weiterarbeiten unsere Vision umzusetzen!
  • PostED express Redaktion am 17.06.2020 um 10:57
    Vielen Dank Herr Strohmeyer für Ihren motivierenden Kommentar. Die Lernkurve geht weit nach oben und wie schon im Artikel erwähnt: Wir können das!

Kommentar absenden

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


Weitere Themen in der aktuellen PostED express