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Klimaneutralität der Energiedienst-Gruppe 2020

Dank ihrer langjährigen Bemühungen im Klimaschutz ist die Energiedienst-Gruppe heute eines der ersten Energieunternehmen in Deutschland und in der Schweiz, das das Ziel Klimaneutralität schon erreicht hat. Im Interview berichten Jörg Reichert und Michel Schwery über die Motivation dazu und Hintergründe.
 

In der vergangenen Woche haben wir kommuniziert, dass die Energiedienst-Gruppe ab diesem Jahr klimaneutral ist. Warum haben wir das zu diesem Zeitpunkt getan?

Jörg Reichert: Das Thema Klimawandel und seine Folgen bewegen derzeit die Menschen sehr stark. Fridays for Future und die verheerenden Waldbrände in Australien beherrschen im Moment die Schlagzeilen. Wir wollen mit unserer Klimaneutralität jetzt ein Zeichen setzen und anders als andere Unternehmen nicht erst in ein paar Jahren. Andere Unternehmen haben vor, 2030, 2040 oder gar erst 2050 klimaneutral zu sein. Wir haben das sehr viel früher geschafft.
Michel Schwery: Die Klimaneutralität der Energiedienst-Gruppe ist ein wichtiger Baustein unserer neuen Unternehmensstrategie. Sozusagen das Dach über allem. Klimaschutz ist für uns Anker und Richtschnur und nicht Effekthascherei. Damit wollen wir neue Kunden gewinnen und binden. Wir denken, dass dies auch die Attraktivität für neue Mitarbeiter erhöht, denen diese Werte wichtig sind.
 

Was bedeutet denn „klimaneutral“?

Jörg Reichert: Handlungen und Prozesse, durch die Treibhausgase freigesetzt werden, haben eine klimaschädliche Wirkung. Im Gegensatz dazu beeinflussen Handlungen und Prozesse, die keine Treibhausgasemissionen verursachen oder deren Emissionen vollständig kompensiert werden, das Klima nicht. Sie sind klimaneutral.
Michel Schwery: Wir konzentrieren uns dabei auf unsere eigenen Emissionen, also unsere eigene Produktion und unseren Energieverbrauch. Wir werden darüber hinaus im Rahmen unserer Möglichkeiten Maßnahmen ergreifen, um vor- und nachgelagerte Prozesse zusammen mit unseren Kunden und Zulieferern umweltschonender zu gestalten. Es liegt allerdings nicht in unserer Macht, alle diese Prozesse vollständig klimaneutral zu gestalten. Auf die Produktion von Photovoltaik-Modulen in China haben wir zum Beispiel wenig Einfluss.

„Die Klimaneutralität der Energiedienst-Gruppe ist ein wichtiger Baustein unserer neuen Unternehmensstrategie.“

Michel Schwery, Mitglied der Geschäftsleitung von Energiedienst

Wie schafft es die Energiedienst-Gruppe, klimaneutral zu sein?

Jörg Reichert: Das liegt eigentlich in unserer DNA. Wir haben in den letzten Jahren und Jahrzehnten das Fundament für die Klimaneutralität gelegt. Beispielsweise erzeugen wir seit über 100 Jahren Strom aus den eigenen Wasserkraftwerken am Hochrhein und im Wallis. Bei unseren Gebäuden achten wir sowohl bei Neubauten als auch bei Bestandsgebäuden auf Energieeffizienz, und in unserem Fuhrpark ersetzen wir Verbrennungsmotoren durch Elektrofahrzeuge. Dadurch ist der aktuelle Gesamtausstoß an CO2 nur noch sehr gering. Nun gleichen wir auch die Übertragungsverluste, die beim Transport über Stromnetze physikalisch entstehen, durch Ökostrom aus. Da bleibt nicht mehr viel CO2 übrig. Diese restlichen Mengen kompensieren wir, indem wir Klimaschutzprojekte fördern.
Michel Schwery: Wir meinen Klimaschutz ehrlich und deshalb gilt bei uns natürlich das Prinzip Vermeidung vor Kompensation. Deshalb erarbeiten wir Maßnahmen, um weiter CO2 zu vermeiden, damit der Anteil der Emissionen, die kompensiert werden müssen, kontinuierlich sinkt.
 

Welche Maßnahmen werden das sein?

Jörg Reichert: Hier sind wir alle gefragt und gefordert. Wir werden zum Beispiel den Fuhrpark weiter konsequent elektrifizieren und uns auch anschauen, welche Fahrzeuge wirklich welche Ausstattung benötigen. Aber auch eine ökologische Reiserichtlinie ist geplant.
Das ist natürlich nicht alles. Es gibt eine Arbeitsgruppe, die gemeinsam mit den Unternehmensbereichen weitere Maßnahmen entwickeln soll.
Michel Schwery: Die Reduktion der CO2-Emissionen ist ein stetiger Prozess, der uns in den nächsten Monaten und Jahren begleiten wird.


Sind alle Beteiligungen der Energiedienst-Gruppe eingeschlossen?

Michel Schwery: Ja, die Klimaneutralität umfasst alle Gesellschaften der Energiedienst-Gruppe, bei denen Energiedienst die Mehrheit hat. Wir versuchen darüber hinaus, Minderheitsbeteiligungen vom Nutzen eines klimaneutralen Wirtschaftens zu überzeugen.

„Wir haben in den letzten Jahren und Jahrzehnten das Fundament für die Klimaneutralität gelegt.“

Jörg Reichert, Vorsitzender der Geschäftsleitung von Energiedienst

Im Energiemix der Energiedienst-Gruppe ist auch Graustrom, den wir für viele unserer Industriekunden beschaffen. Wie passt das zur Klimaneutralität?

Michel Schwery: Alle Privatkunden von Energiedienst erhalten seit 1999 ausschließlich Ökostrom aus Wasserkraft. Bereits 40 Prozent unserer Geschäftskunden beziehen schon heute 100 Prozent Ökostrom. Uns gelingt es, immer mehr Firmenkunden von der Sinnhaftigkeit von Ökostrom zu überzeugen.
Jörg Reichert: Hier steigt auch der Druck auf die Unternehmen, selbst etwas für den Klimaschutz zu tun. Wir wollen den Weg der Nachhaltigkeit mit unseren Kunden weitergehen. Das heißt für uns auch, dass wir ab 2025 ausschließlich Strom aus erneuerbaren Quellen anbieten.


Welche Klimaschutzprojekte dienen dazu, die noch vorhandenen CO2-Emissionen auszugleichen?

Michel Schwery: Alle unvermeidbaren CO2-Emissionen gleichen wir im Moment durch die Förderung eines Windkraftprojekts in der Türkei aus. Dieses Projekt nahe des Dorfes Sarayova in der südtürkischen Provinz Osmaniye ist nach dem Goldstandard zertifiziert. Es umfasst den Neubau von 20 Windturbinen mit einer Leistung von jeweils 2,5 Megawatt. Der Windpark führt zu einer Reduktion von 100.000 Tonnen CO2 jährlich.
Jörg Reichert: Das heißt übrigens nicht, dass wir nun direkt in Windkraft investieren. Dieses Projekt dient lediglich dazu, unsere CO2-Emissionen zu kompensieren. Wir haben beispielsweise auch schon Projekte unterstützt, die den Ausbau der Wasserkraft gefördert haben.


Ist Kompensation über Zertifikate nicht Ablasshandel?

Jörg Reichert: Nimmt man – wie wir – Klimaneutralität ernst, gilt das Prinzip Vermeidung von CO2-Emissionen vor deren Kompensation. Es ist aber schlicht nicht möglich, alle CO2-Emissionen zu vermeiden. So gibt es beispielsweise für Spezialfahrzeuge im Netzbereich noch keine Alternativen ohne Verbrennungsmotor. Hier sind Kompensationsprojekte hilfreich.


Und die letzte Frage: Was haben unsere Kunden davon, dass wir klimaneutral sind?

Michel Schwery: Sie erhalten gutes Gefühl, weil sie bei einem Energieversorger sind, der sich für das Klima engagiert.
Jörg Reichert: Und die Kunden können aktiv selbst dazu beitragen, die Welt besser zu machen. Denn unsere Produkte und Dienstleistungen helfen unseren Kunden, selbst klimaneutral zu werden oder zumindest einen großen Schritt in diese Richtung zu tun. Mit unseren Produkten kommt die Energiewende auch bei Wärme und Mobilität an. Jeder, egal ob Privat- oder Geschäftskunde, kann so seine CO2-Emmissionen reduzieren.


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