Welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auf die naturenergie netze?

naturenergie netze ist der Netzbetreiber in Südbaden und versorgt fast 300.000 Kunden mit Strom. Somit ist das Unternehmen Teil der kritischen Infrastruktur. Die kritische Infrastruktur, das sind Einrichtungen und Organisationen mit wichtiger Bedeutung für das staatliche Gemeinwesen. Um einen sicheren Betrieb der Stromnetze zu gewährleisten und gleichzeitig die Mitarbeiter zu schützen, hat naturenergie netze je nach Fachbereich individuelle Schutzmaßnahmen definiert: Die Netzleitstelle wurde weitestgehend isoliert, Monteure in feste Teams eingeteilt und die Fahrzeuge bieten nun Handwaschmöglichkeiten.

Wie die Kollegen aus dem Bereich mit den Maßnahmen zurechtkommen, welche Einschränkungen sie dadurch haben und ob es auch positive Aspekte gibt, lesen Sie in den untenstehenden Statements.

 

Daniel Kley, Kabelmontage Rheinfelden

„Natürlich ist die Situation nicht optimal, aber es läuft eigentlich ganz gut.“

Bei uns gelten verschiedene Schutzmaßnahmen, mit denen ich mich mittlerweile gut arrangiert habe. Auch die Zusammenarbeit mit Externen, wie zum Beispiel den Stadtwerken Bad Säckingen klappt gut. Grundsätzlich arbeiten wir als feste 2er-Team zusammen und haben möglichst keinen Kontakt zu den anderen Teams. Deshalb planen wir auch, wer wann am Stützpunkt ist, um Material abzuholen. Das ist der einzige Vorteil an der aktuellen Situation: Im Lager muss man nun nicht mehr warten (lacht).
Den Sicherheitsabstand versuchen wir, wenn immer möglich, einzuhalten. Gerade bei Kabelarbeiten geht das häufig nicht. Auch wenn wir mit der Hubarbeitsbühne arbeiten, können wir den Abstand nicht einhalten – schließlich ist die Bühne dafür gar nicht groß genug. In Momenten, in denen sich der Kontakt nicht vermeiden lässt, ziehen wir den Mund-Nasen-Schutz an. Wenn wir in das Haus von Kunden müssen, beschränken wir den Kontakt auf das Nötigste und weisen die Kunden auf unsere Schutzmaßnahmen hin. Nachdem ich aus dem Haus raus bin, wasche ich mir erst einmal meine Hände. Dafür haben wir in den Autos nun Wasserkanister und eine spezielle Handwaschpaste. Auch Einweg-Handschuhe gehören jetzt zu unserer Ausstattung.
Ein Problem der 2er-Teams ist, dass wir eigentlich Spezialisten für Kabel und Trafos haben. Ich bin beispielsweise ein Kabelspezialist. Da wir die Besetzung der Teams allerdings nicht wechseln können, arbeite ich jetzt auch häufig an Trafos. Etwa im Rahmen des Trafo-Generationenwechsels. Dadurch geht etwas Effektivität verloren. Allgemein sind unsere Einsätze aber gut koordiniert und auch der Austausch per Telefon funktioniert. Allerdings sieht man sich nicht mehr. Mir fehlt der persönliche Kontakt mit den Kollegen. Ich freue mich, wenn wir nach Corona wieder alle im Aufenthaltsraum sitzen können.


Nico Brutsche, Stützpunkt Gurtweil

„Die Einteilung der Folgewoche bekommen wir jetzt bereits am Wochenende. Das sollten wir beibehalten.“

Unsere Arbeit ist durch die Schutzmaßnahmen momentan nur geringfügig beeinträchtigt. Unsere Arbeit erledigen wir nach Plan. Verschieben lässt sich in der Regel alleine aus dem Grund nicht, dass die Arbeiten notwendig sind. Allerdings treffe ich meine Kollegen kaum noch.  Auch dadurch bedingt, dass unser Teamleiter die Arbeiten so einteilt, dass wir uns, wenn möglich nicht mit anderen Teams überschneiden. Die Einteilung der Folgewoche bekommen wir jetzt schon immer am Wochenende. Das gab es vorher so nicht und ist wirklich eine Sache, die wir beibehalten sollten. So weiß man schon, wo man wann nächste Woche eingesetzt ist und kann damit planen.
Im Team kommunizieren wir per WhatsApp und Telefon. Das ist zwar nicht wie das persönliche Gespräch, klappt aber soweit gut. Die Schutzmaßnahmen versuchen wir einzuhalten und haben uns mittlerweile daran gewöhnt. Ich bemerke an mir selbst, dass ich mir deutlich häufiger und bewusster die Hände wasche.
Wenn das alles vorbei ist, freue ich mich darauf nach der Arbeit mit den Kollegen zusammenzusitzen, sich zu erzählen, was man erlebt hat und einfach gute Gespräche zu führen. Das bleibt momentan leider auf der Strecke. Außerdem freue ich mich darauf, nicht mehr ständig eine Maske aufziehen zu müssen.


Sven Gerspach, Stützpunkt Gurtweil

„Der Austausch per Telefon und WhatsApp funktioniert gut, aber die direkten Gespräche fehlen.“

 

Die größte Veränderung für mich ist momentan, dass ich meinen Stellvertreter nicht mehr sehen darf. Damit falls einer ausfällt, der andere übernehmen kann, haben wir keinen physischen Kontakt mehr zueinander. Das hat zur Folge, dass nur einer gleichzeitig im Büro im Stützpunkt sein darf und der jeweils andere aus dem Homeoffice arbeiten muss. Wir sprechen uns morgens ab, wer ins Büro geht und wer im Homeoffice arbeitet. Da sind wir ganz pragmatisch. Das Arbeiten im Homeoffice funktioniert ausgesprochen gut. Da hat die IT wirklich gute Arbeit geleistet.
Durch die Aufteilung der Monteure in 2er-Teams, ergibt sich für mich ein gewisser Mehraufwand. Schließlich muss ich die Teams jetzt immer Takten und zum Beispiel den einzelnen Teams unterschiedliche Zeitfenster geben, in denen sie am Stützpunkt sein dürfen.
Zwar funktioniert der Austausch mit den Kollegen sehr gut, allerdings fehlen mir die direkten Gespräche und es ist traurig, dass man die Kollegen nicht mehr sieht. Aktuell nutzen wir zum Ausgleich für die sonstigen Gespräche und Besprechungen jetzt eine WhatsApp-Gruppe und telefonieren sehr viel. Skype ist für uns allerdings keine Alternative. Zum einen ist der Mobilfunkempfang in vielen Regionen zu schlecht und einige Kollegen hätten wahrscheinlich auch Probleme mit der Anwendung.
Die Arbeit für die kommende Woche teile ich bereits am Freitag ein und informiere dann die Kollegen. Das kam wirklich sehr gut an und deshalb werden wir das auch so nach der Corona-Zeit beibehalten.
Nach Corona freue ich mich schon riesig darauf, mein Team wiederzusehen und mit allen quatschen zu können. Außerdem kann ich es nicht erwarten, wieder unbeschwert unter Leute zu gehen und freue mich, wenn Konzerte wieder möglich sind.


Tim Neumann, Stützpunkt Neustadt

„Morgens fahren wir direkt von zu Hause zur Baustelle. Dadurch sparen wir Zeit, die Absprachen werden allerdings schwieriger.“

Wir haben alle Laptops und Tablets und können demnach mobil und von zu Hause aus arbeiten. Morgens besprechen wir uns per Telefon und bekommen die Aufgaben auf unser Tablet gesendet. Das funktioniert gut. Die Baustellen direkt mit dem Chef an einem Tisch zu besprechen, ist natürlich trotzdem etwas ganz Anderes.
Die Arbeitskollegen sieht man momentan jetzt selten. Die Absprachen laufen per Mail oder per Telefon. So klären wir auch, wer wann ins Lager, bzw. zum Stützpunkt fährt. Immer wenn wir abends in der Nähe des Stützpunkts sind, laden wir die Materialien für den darauffolgenden Tag schon ein. So vermeiden wir den Weg und die Absprache am nächsten Morgen. Denn nun starten wir von zu Hause aus direkt zur Baustelle, anstatt und zuerst im Stützpunkt zu treffen. Das spart zwar Zeit ein, andererseits ist die Kommunikation per WhatsApp, Telefon und Mail nicht so einfach, wie der persönliche Austausch.
Die Stimmung im Team ist zwar weiterhin gut, allerdings ist es schade, dass wir uns nicht mehr sehen können, da wir in 2er-Teams eingeteilt sind. Die Einteilung ist eigentlich fest – bei Urlaub, Krankheit oder einer großen Baustelle, klappt das aber natürlich nicht ganz.
Nach Corona freue ich mich wieder auf die Normalität: Einfach normal Einkaufen gehen, Fußball zu spielen und danach mit den Kumpels zusammen sitzen zu können. Das vermisse ich momentan.

 


Heiko Leuenberger, Sützpunkt Herrischried

"Bei Arbeiten am Dachständer kann man die Abstandsregeln natürlich nicht einhalten."

Eigentlich arbeiten wir wie gehabt weiter. Wir arbeiten unsere Aufträge ab und mussten keine Projekte verschieben. In der Hinsicht ist alles beim Alten geblieben. Verändert hat sich allerdings trotzdem vieles: Wir arbeiten zu zweit in festen Teams und vermeiden den Kontakt zu den anderen Kollegen. Auch den Chef sieht man so nicht mehr.

Normalerweise hatten wir täglich eine Morgenrunde. Da haben wir uns in aller Frühe ausgetauscht und die Aufträge verteilt und besprochen. Jetzt läuft das alles über WhatsApp oder per Telefon. Die sonst einfachen Abklärungen und Absprachen sind jetzt mitunter sehr umständlich, zum Beispiel was den Hubsteiger betrifft.

Zu unseren Aufträgen fahren wir direkt von zu Hause. Wenn es möglich ist, haben wir bereits am Vorabend das Material am Stützpunkt abgeholt, damit wir uns nicht mit den anderen Teams absprechen müssen. Schließlich soll immer nur ein Team gleichzeitig am Stützpunkt sein. Auch fährt jetzt jeder alleine in seinem Auto, damit wir Abstand halten können. Bei der Arbeit geht das nicht immer. Wenn wir an einem Dachständer arbeiten, dann können wir den Abstand natürlich nicht einhalten. Aber dafür sind unsere Autos mit Schutzmasken ausgerüstet. Auch die Möglichkeit, uns am Auto die Hände zu waschen, haben wir: Wir sind ja auch im Kundenkontakt. Bei den Kunden ist das Verhalten ganz verschieden. Manche gehen mit dem Thema Corona ganz entspannt um, andere sind sehr sensibel. Da muss man richtig reagieren.

Ich freue mich schon auf die Zeit, wenn wir mit allen Kollegen wieder ganz normal in der Morgenrunde zusammensitzen können. Das Persönliche fehlt momentan stark. Außerdem kann ich es kaum erwarten, nicht mehr ständig eine Schutzmaske anhaben zu müssen.