Welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auf den Bereich Produktion Hochrhein bei energiedienst?

Mit seinen Wasserkraftwerken gehört der Bereich Produktion Hochrhein zur kritischen Infrastruktur. Die kritische Infrastruktur, das sind Einrichtungen und Organisationen mit wichtiger Bedeutung für das staatliche Gemeinwesen. Um den Betrieb der Kraftwerke und damit Versorgungssicherheit zu gewährleisten, hat energiedienst je nach Fachbereich individuelle Schutzmaßnahmen definiert. Ein Schichtsystem bei den Kraftwerkern, definierte Gruppe beim Werkdienst und räumliche Trennung der Disposition sind nur drei Beispiele, mit denen energiedienst den Betrieb der Kraftwerke erhalten will.

Wie die Kollegen aus dem Bereich mit den Maßnahmen zurechtkommen, welche Einschränkungen sie dadurch haben und ob es auch positive Aspekte gibt, lesen Sie in den untenstehenden Statements.

 

Davide Monte, Betriebselektriker, Laufenburg

"Durch das Schichtsystem verliert man Flexibilität – das Privatleben muss man dafür umso flexibler gestalten."

 

Bei uns im Kraftwerksbereich gibt es einige Änderungen. Die größte ist die Aufteilung in zwei Schichten. Die Frühschicht geht von 6 Uhr bis 14 Uhr, die Spätschicht von 14 Uhr bis 22 Uhr. Die Anzahl der Mitarbeiter pro Schicht ist deshalb gering für die zu erledigenden Aufgaben. Wenn die Urlaubszeit beginnt könnte das zu Engpässen führen. Zum Glück helfen wir uns aber gegenseitig aus. Im Schichtsystem müssen wir das jeweils andere Team ständig abholen: Was wurde gemacht, was muss noch erledigt werden und was gibt es zu beachten. Um Missverständnissen vorzubeugen, ist viel Kommunikation nötig. Wir tauschen uns mittels Telefon- und Videokonferenzen sowie per Mail aus. In der Spätschicht profitiert man auf der einen Seite von mehr Ruhe als sonst, auf der anderen Seite kann man abends auch niemanden mehr telefonisch erreichen. Durch die festen Zeiten der Schichten und die klare Zuteilung geht Flexibilität verloren. Einen Zahnarzttermin wahrzunehmen und die fehlenden Stunden nachzuarbeiten ist nicht möglich, denn wenn die nächste Schicht kommt, müssen wir das Kraftwerk schon verlassen haben. Im Privatleben muss man deshalb umso flexibler sein und die Termine genau nach den Schichten planen.

Insgesamt sind wir durch die Teilung in zwei Gruppen weniger effektiv. Da ist es auch schwierig Projektgeschwindigkeiten einzuhalten.

Wegen der Stauwehrsanierung arbeiten wir viel mit externen Dienstleistern zusammen. Die Externen sind der Frühschicht zugeteilt und sollten daher keinen Kontakt mit der Spätschicht haben. In der Realität ist das nicht immer möglich. Wenn die Dienstleister Fragen haben oder Hilfe benötigen während die Spätschicht arbeitet, achten wir allerdings besonders auf die Einhaltung der Sicherheitsmaßnahmen.

Anfangs schien es mir, als habe man bei Energiedienst zu spät auf Corona reagiert, aber mittlerweile fühle ich mich gut informiert und denke, dass die Maßnahmen sinnvoll sind. Auch wenn ich nicht Schicht arbeiten wollte, ist es momentan wohl die beste Variante.

Wir müssen jetzt das Beste daraus machen.

Im August werde ich heiraten und hoffe, dass die Situation sich bis dahin soweit entspannt hat, dass die Feier nicht durch Corona getrübt wird. Immerhin sieht es momentan nicht so aus, als müssten wir in der Kirche alle eine Maske tragen (lacht).


Günter Bühler, Mitarbeiter Disposition und Arbeitsschutz & Brandschutzbeauftragter Bereich Kraftwerke, Rheinfelden

"Früher war das Arbeiten einfacher, aber auch jetzt ist es machbar."

Die Disposition besteht aus sechs Personen. Als Vorsichtsmaßnahme haben wir das Team in zwei Gruppen aufgeteilt. Das eine Team arbeitet im Infocenter in Rheinfelden und das andere im Kraftwerk Ryburg-Schwörstadt. Im wöchentlichen Rhythmus wechseln die beiden Gruppen zwischen den Standorten. Da wir auch von den jeweiligen Kraftwerksmannschaften so gut wie möglich getrennt sein sollen, haben wir die Büros aus dem Maschinenhaus hinauf ins Infocenter verlegt. Dort sind nun provisorische Büros eingerichtet. Hier im Kraftwerk Ryburg-Schwörstadt gibt es genug Räume, sodass jedes Mitglied der Dreiergruppen ein eigenes Büro haben kann. So können wir selbst innerhalb der Gruppen einen Abstand einhalten. Da wir der Frühschicht des Kraftwerks zugeteilt sind und somit keinen Kontakt zu der Spätschicht haben sollen, müssen wir das Areal bis um 14 Uhr verlassen haben. Dann habe ich aber weder Sollstunden erreicht, noch sämtliche Aufgaben abgearbeitet. Deshalb nutze ich danach entweder einen der flexiblen Arbeitsplätze in Rheinfelden oder das Homeoffice, um die restliche Arbeit zu erledigen. Früher war das Arbeiten natürlich einfacher und auch das Umziehen von einem Arbeitsplatz zum anderen gab es nicht, aber das ist alles handlebar. Wenigstens können wir arbeiten und sind nicht auf Kurzarbeit oder ähnlichem.

Normalerweise haben wir als Disposition zwei Büros direkt nebeneinander und können uns immer schnell persönlich austauschen. Jetzt versuchen wir diesen fehlenden persönlichen Austausch über Skype umzusetzen. Das ist aber natürlich nicht das gleiche. Insgesamt finde ich das Krisenmanagement von Energiedienst gut und die Maßnahmen greifen. Auch im Kraftwerksbereich denke ich, dass der Umgang aller mit der Situation sehr vorbildich ist.

Nach Corona freue ich mich auf entspannte Ferien und darauf, wieder ganz normal im Team zusammenzuarbeiten. Ich denke, dass wir bei Energiedienst in der Corona-Zeit gelernt haben, dass Skype ein wichtiges Tool für Besprechungen ist und sich so mancher Fahrtweg zwischen den Standorten einsparen lässt.


Hansjörg Matt, Teamleiter E-Technik, Rheinfelden

"Die Kommunikation ist unser Hauptproblem."

 

Die Kommunikation ist momentan schwierig, obwohl wir bereits Maßnahmen ergriffen haben. Statt einem Tagesgespräch, gibt es nun pro Schicht ein Tagesgespräch und alle Kraftwerke nehmen daran teil. Das ist hilfreich, allerdings besteht immer die Gefahr, dass wichtige Details im Schichtbetrieb untergehen. Bei einem Team aus über 20 Mitarbeitern ist es ohnehin schwierig, alle informiert zu halten. Durch Corona ist es jetzt noch schwieriger geworden. Wo wir sonst Teamgespräche machen konnten, können wir jetzt nicht mehr alle an einen Tisch bringen: Man hat weniger Kontakt zueinander und das erweist sich als schwieriger als Gedacht. Als Ersatz für den sonstigen persönlichen Austausch setzen wir hauptsächlich auf Mail und Telefon. Skype sind die Mitarbeiter zum einen nicht gewohnt und wollen es auch gar nicht verwenden. Zum anderen hätten wir auch nicht genügend Einrichtungen dafür.

Größere Projekte können wir nicht wie geplant realisieren. Vieles geht bedingt durch die kleinen Gruppen, die Abstandsregeln, beziehungsweise mit Maske und Schutzbrille langsamer als sonst. Trotzdem läuft auch momentan alles weiter. Im Kraftwerk Ryburg-Schwörstadt haben wir gerade ein größeres Korrosionsschutzprojekt.

An meinen Arbeitszeiten hat sich eigentlich wenig geändert. Ich arbeite mit der Frühschicht. Vor 14 Uhr muss ich das Kraftwerk allerdings verlassen, da wir keinen Kontakt zur Spätschicht haben dürfen. Dann geht es für mich nach Hause und ich arbeite aus dem Homeoffice weiter. Zunächst war das für mich eine Umstellung. Ich war es gewohnt, dass die Arbeit erledigt ist, wenn ich nach Hause komme – jetzt nehme ich die Arbeit mit heim. Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt und kann mir auch vorstellen, auch nach Corona vielleicht noch einen Tag aus dem Homeoffice zu arbeiten.

Für mich persönlich ist die Situation kein großes Problem, aber für mich hat sich auch wenig verändert. Die Schichtarbeit kennen diejenigen, die schon länger dabei sind noch von früher. Manche meiner Mitarbeiter fühlen sich in den aktuell kleineren Gruppen sogar wohler als in der großen Gruppen. Andere Kollegen sind gestresster. Vor allem für Familien mit Kleinkindern stellt das Schichtsystem ein Problem dar.

Ich bin froh, wenn das alles vorbei ist. Dann können wieder Feste gefeiert werden und man kann sorgenlos Urlaub machen. Trotz aktueller Lockerungen der Maßnahmen bleibt doch eine Unsicherheit.


Jörg Stadler, Betriebselektriker, Ryburg-Schwörstadt

"Ab 20 Uhr muss man aufpassen, dass man fokussiert bleibt."

Durch das Schichtsystem muss man seinen Tagesablauf jede Woche umstellen. In der Sommerzeit ist die Frühschicht für mich ideal. Die Spätschicht empfinde ich als deutlich anstrengender. Besonders ab 20 Uhr muss man aufpassen, dass man fokussiert bleibt. Das ist mitunter wirklich schwierig. Da meine Kinder bereits groß genug sind, ist die Schichtarbeit an sich kein großes Problem für mich. Andere haben Kurzarbeit, die ungünstigen Arbeitszeiten der Schichten sind dagegen jedoch das kleinere Übel. Schließlich ist es ja auch keine Dauersituation, sondern ein Ende ist absehbar.

Wir haben allerdings je nachdem nur einen Elektriker auf der Schicht. Das ist bereits ziemlich knapp. Sobald die Urlaubszeit beginnt, könnten wir zu wenige Leute haben.

Zur Übergabe zwischen den Schichten verwenden wir ein Übergabeprotokoll der Disposition. Das ist nützlich und funktioniert gut. Zusätzlich haben wir noch eine Flipchart umfunktioniert und tauschen uns bei schichtübergreifenden Arbeiten zudem telefonisch aus. So schaffen wir es eine gute Kommunikation zwischen den Schichten zu erhalten.

Nach der Corona-Zeit freue ich mich darauf, wieder problemlos Grenzen übertreten zu können und wieder normal im Team zusammenarbeiten zu können. Das ist auch effektiver. Momentan sind zwar alle Arbeiten durchführbar, aber im Herbst sind im Kraftwerk große Revisionsarbeiten vorgesehen. Hoffentlich hat sich die Situation bis dahin schon normalisiert.

 


Konrad Ries, Mitarbeiter Werkdienst, Laufenburg

"Als besonders gefährdete Person arbeite ich von den anderen getrennt: Corona macht einsam."

Ich bin auf 80 Prozent-Basis beschäftigt. Normalerweise habe ich drei Tage in der Woche normal gearbeitet und zwei Tage verkürzt. Jetzt arbeite ich jeden Tag zu den gleichen Zeiten. Ich fange jeden Tag etwas später an als die anderen und höre etwas früher auf. So vermeide ich den Kontakt zu den anderen Teammitgliedern so gut wie möglich. Das soll meinem Schutz dienen, denn ich gehöre zur Risikogruppe. Als die Corona-Pandemie Deutschland erreichte, schrieb mein Arzt mich zunächst für vierzehn Tage krank. Ich wollte arbeiten, schließlich war ich ja nicht krank und musste lediglich geschützt werden. Gemeinsam mit meinem Chef, Tobias Lazarowitz, habe ich dann die Situation evaluiert. Gemeinsam haben wir die die eingangs geschilderten Schutzmaßnahmen für mich ausgearbeitet. Durch die Trennung vom restlichen Team und dadurch, dass ich meist Einzelarbeiten auf dem Areal des Kraftwerks durchführe, ist das Risiko, dass ich an Corona erkranke minimiert. Das ist natürlich positiv. Die andere Seite der Medaille ist, dass ich nun immer alleine arbeiten muss. Das macht mit der Zeit schon einsam. Auch privat hat sich in meinem Leben viel verändert. Ich bin seit Jahrzehnten Mitglied in einem Männerchor und spiele gerne Theater. Beides geht wegen Corona momentan nicht mehr.

Die Kommunikation empfinde ich als gut, nur anfangs war es nicht optimal. Innerhalb meines Teams werden die Vorschriften, soweit ich das einschätzen kann, gut umgesetzt. Ich frage mich allerdings, wie lange wir diese Maßnahmen noch brauchen und wie lange die ganze Sache noch geht. Der wirtschaftliche Aspekt wird immer stärker zunehmen, das bereitet mir Sorge.

Das einzige Positive, dass ich der Situation abgewinnen kann ist, dass einige Menschen wieder merken, dass Reisen und das Verfügbarsein aller Produkte nicht unbedingt selbstverständlich sein muss. ich hoffe, diese Lehre bleibt auch nach Corona noch in den Köpfen: Nicht alles, das wir haben, ist selbstverständlich.


Mike Suhr, Betriebsmechaniker, Wyhlen

"Den Grenzübergang zur Schweiz zu öffnen, war ein kleines Highlight für mich."

Das Stauwehr des Kraftwerks teilen wir gemeinsam mit dem Kraftwerk Augst auf der Schweizer Seite, deshalb stehen wir im steten Austausch mit den Schweizer Kollegen und arbeiten zusammen. Als mich jedoch der Anruf eines Schweizer Kollegen erreichte, dass wir den Grenzübergang öffnen sollen, der wochenlang gesperrt war, habe ich mich lieber noch einmal bei den Kraftwerken in Rheinfelden und Laufenburg rückversichert. Doch auch die anderen Kraftwerke hatten die Order bekommen, den Grenzübergang zu öffnen. Das haben wir dann auch getan und es war ein wirklich schönes Gefühl. Das macht man ja nicht alle Tage.

Ich halte das Schichtsystem in der aktuellen Situation für sinnvoll und solange es kein längerfristiges Modell wird auch für akzeptabel. Natürlich ist es für den einzelnen nicht ideal, aber man muss auch das Unternehmen unterstützen. Für mich persönlich ist das kein Problem. Bei Kollegen, die kleine Kinder haben, oder die ihre Eltern pflegen, sieht das natürlich schon wieder ganz anders aus. Für sie ist der Schichtbetrieb eine weitere Belastung. Als Energieversorger haben wir natürlich das Glück weniger von den Auswirkungen der Krise betroffen zu sein und sollten froh sein, keine Kurzarbeit zu haben.

Nach der Pause in der Spätschicht ist es schon schwer sich noch einmal zu motivieren. Ich teile mir die Arbeit meist so ein, dass ich die schweren Aufgaben direkt erledige, sodass ich am Ende der Spätschicht nur noch Routineaufgaben bearbeiten muss. So klappt es ganz gut.

Ich bin überrascht, wie sensibilisiert Externe, die zum ersten Mal an den Standort kommen, bereits sind. In der Regel tragen sie schon beim ersten Kontakt Masken. Wir selbst halten die Regeln ein, desinfizieren zum Beispiel vor und nach jeder Schicht Bildschirme, Tastatur und Maus. Die Kommunikation mittels des Übergabeprotokolls funktioniert wirklich gut. Großrevisionen stehen zum Glück momentan nicht an. Das würden wir wahrscheinlich auch schaffen, wäre aber ein erheblicher Mehraufwand im Vergleich zu sonst.

Positiv ist dagegen die Entwicklung zu digitalen Tools bei Energiedienst. Skype-Besprechungen, die Präsenzmeetings ablösen, das bleibt hoffentlich auch nach Corona so: Das ist wirtschaftlich und auch ökologischer.

Nach Corona freue ich mich darauf, mich bedenkenlos überall bewegen zu können. Gleichzeitig hoffe ich, dass uns bewusst bleibt, dass viele Dinge, die wir haben Annehmlichkeiten sind, für die wir dankbar sein sollten.


Patrick Zimmermann, Betriebselektriker, Mambach

"Bei uns hat sich ziemlich wenig verändert."

 

Normalerweise hat sich unser Team morgens in unserem Stützpunkt in Mambach getroffen. Von dortaus sind wir dann zu den Auftragsorten gefahren. Jetzt sind wir in feste Zweier-Teams aufgeteilt und fahren jeder direkt zum jeweiligen Kleinwasserkraftwerk. Unsere Besprechungen führen wir jetzt per Telefon durch. Da wir viel in unseren Fahrzeugen unterwegs sind, können wir diese Zeit gut zum Telefonieren verwenden. Dank Freisprechanlage ist das ja kein Problem. Die Absprachen bei uns sind relativ einfach und wir arbeiten sowieso immer schon sehr eigenständig. Kommunikationsprobleme gibt es deshalb keine. Wo immer möglich arbeiten wir zudem in Alleinarbeit. Auch in den Fahrzeugen fahren wir stets alleine, damit wir den nötigen Abstand gewährleisten können. Wenn wir über eine längere Zeit auf kleinem Raum zusammenarbeiten müssen, tragen wir die Schutzausrüstung. So können wir fast alle Aufgaben erledigen. Nur die wirklich großen Aufgaben, die müssen wir momentan aufschieben.

Wir sind im Team mehr Freunde als Kollegen und das wird auch durch Corona nicht getrübt. Ich freue mich schon darauf, wenn wir nach der Corona-Zeit wieder alle im Team zusammen sein können.


Ralf Moser, Betriebsmechaniker, Rheinfelden

"Sind nicht genügend Mechaniker auf der Schicht, dann muss der Elektriker die Aufgaben eines Mechanikers übernehmen."

In Rheinfelden ist das Personal bereits in den letzten Jahren ausgedünnt worden. Durch die Schichtarbeit kommt es jetzt mitunter zu Engpässen. Das Arbeiten geht unter Einhaltung der Schutzmaßnahmen nicht mehr so schnell wie vorher. Außerdem haben wir momentan noch das Digitalisierungsprojekt K3V. Das frisst zusätzlich Zeit. Für das Projekt ist eine gute Kommunikation das A und O. Gerade jetzt ist das allerdings schwierig.

Mitunter müssen wir die Teams aus Elektrikern und Mechanikern durchmischen, weil wir nicht genügend Personal auf der Schicht haben. Das bedeutet, dass ein Elektriker auf einmal die Aufgaben eines Mechanikers übernehmen muss. Neben Instandhaltungsarbeiten muss schließlich auch noch das Tagesgeschäft gemacht werden. Für den einzelnen Mitarbeiter gibt es jetzt also sowohl mehr Verantwortung als auch mehr Aufgabenbereiche, die er betreuen muss.

Hier in Rheinfelden haben wir uns räumlich von der Disposition getrennt. Externe Dienstleister nutzen eine eigene Toilette im Infocenter und die Reinigungsfirma kommt nun zweimal täglich. Bei unseren Arbeiten halten wir entweder Abstand, oder wir tragen Schutzmasken. Zu den anderen Schichten haben wir per Telefon Kontakt. Außerdem nutzen wir das Übergabeformular der Disposition. Die Frühschicht liegt mir deutlich mehr als die Spätschicht. Das einzige Gute an der späten Schicht ist, dass das Telefon nicht ständig klingelt.

Im März hätte ich eigentlich zwei Wochen Urlaub in Malaysia gemacht. Das fiel durch Corona ins Wasser.

 

Tobias Lazarowitz, Teamleiter Werkdienst, Laufenburg

"Durch Corona kommen wir mit der Arbeit kaum hinterher. Das schlägt auf die Stimmung im Team."

 

Unser Team befindet sich in einer Art Notbetrieb. Die tägliche Teamsitzung findet jetzt als Telefonkonferenz statt und die Mitarbeiter starten direkt an ihren jeweiligen Einsatzorten für den Tag. Dadurch verliert man den direkten Draht zu den Kollegen. Meinen Stellvertreter darf ich momentan gar nicht mehr sehen. Die Mitarbeiter beginnen ihre Arbeit jetzt direkt an den jeweiligen Einsatzgebieten, wobei wir die Teams bestmöglich getrennt haben. Das ist aber je nach Auftrag nicht immer möglich. Saisonal bedingt beschäftigt uns die Landschaftspflege momentan besonders. Durch Corona kommen wir kaum hinterher. Ich habe ein banales Beispiel, das verdeutlicht, wie viel Mehraufwand die Situation verursachen kann: Als die Grenze in Rheinfelden geschlossen war, konnten Maschinen für Mäharbeiten nicht einfach über das Stauwehr von der Deutschen zur Schweizer Seite gefahren werden. Stattdessen mussten die Maschinen mit einem Umweg von je einer halben Stunde über das Kraftwerk gefahren werden. Speziell in Laufenburg haben wir die Anweisung, dass Werkdienst und Kraftwerker keinen Kontakt haben sollen. Das ist eine große Umstellung. Die Kraftwerker nutzen normalerweise eine Sandstrahlmaschine und die Schreinerei hier im Gebäude und wir das Schraubenlager im Kraftwerk. Wegen Corona musste ich mir also mein eigenes Schraubenlager anlegen. Da die Kraftwerker weiterhin Schreinerarbeiten haben, bzw. sandstrahlen müssen, bringen sie die Aufträge mit einem Fahrzeug vor die Tür und schreiben uns eine Mail, damit wir die Arbeiten für sie erledigen. Dadurch entsteht nicht nur ein weiterer Mehraufwand für mein Team, sondern ich muss außerdem ständig Urs Lattmann in Bereitschaft halten, weil er die Schreinerarbeiten übernimmt. Durch solche Erschwernisse wird die Arbeit mehr und schwieriger zu bewältigen, da verstehe ich auch die Gereiztheit meiner Mitarbeiter. Aktuell muss ich häufig für Ruhe sorgen und versuchen die Moral zu erhalten. Vor Corona war das nicht nötig.

Dadurch, dass wir den Pausen- und Besprechungsraum hier in Laufenburg ausgedünnt haben, dürfen jetzt nur noch fünf statt zwölf Personen gleichzeitig hinein. Das ist schade, denn morgens sind wir häufig mehr als fünf. Das passt dann von den Plätzen nicht mehr.

Von Energiedienst fühle ich mich gut informiert, allerdings merke ich, dass über den Flurfunk häufig Halbwahrheiten kursieren, die den ein oder anderen verunsichern.

Geschäftlich kann ich dem Ganzen nichts Positives abgewinnen – privat freue ich mich, dass ich aktuell samstags in Ruhe einkaufen kann (lacht).

Ich wünschte, die Situation würde lieber gestern statt morgen enden. Dann wird sich hoffentlich die Spannung im Team wieder legen und nach der Arbeit kann ich wieder Mannschaftssport treiben. Normalerweise spiele ich zweimal pro Woche Handball. In der letzten Zeit habe ich durch den fehlenden Sport fünf Kilo zugenommen, die müssen wieder runter.