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Nachhaltiges Pilotprojekt im schicken Design

Photovoltaik, Lademöglichkeiten, Speicher, Lademanagement und Parkraum. Der neue PV-Carport in Rheinfelden bringt vieles zusammen.

Nicht nur optisch macht die Holz-Stahl-Konstruktion des neuen Carports in Rheinfelden eine gute Figur. Das Pilotprojekt in der Schönenbergerstraße überzeugt auch mit seiner Funktionalität. „Wir haben hier drei wesentliche nachhaltige Komponenten zusammengeführt“, sagt Nils Hoesch, Leiter E-Mobility bei Energiedienst und zugleich Projektleiter des neuen PV-Carports. „Erstens nutzen wir für den Parkplatz eine bereits versiegelte Fläche, zweitens erzeugt der Carport Strom mit den Photovoltaik-Modulen und drittens verknüpfen wir das Ganze mit unseren Elektromobilitätslösungen.“ Entsprechend ist der Carport auch ein bereichsübergreifendes Projekt, in dem Kolleginnen und Kollegen aus den Bereichen E-Mobility, Wärme- und Energielösungen sowie Photovoltaik zusammengearbeitet haben.

Das Dach des neuen Carports neben dem Bürohaus besteht aus über 500 PV-Modulen. Mit einer Leistung von 160 kWp liefern sie genug nachhaltigen Strom für derzeit sieben Wallboxen mit 14 Ladepunkten. Ein Batteriespeicher mit 110 kWh kann den selbst erzeugten Strom aufnehmen, wenn er gerade nicht zum Laden gebraucht wird, und erhöht so den Eigenanteil am Stromverbrauch. Das Dach sorgt zudem dafür, dass die Fahrzeuge im Winter warm und im Trockenen stehen und im Sommer ein schattiges Plätzchen haben. 

„Herzstück der Anlage ist ein intelligentes Lademanagement. Es berechnet die verfügbare Energie und steuert die Ladevorgänge nach Bedarf.“

Nils Hoesch, Leiter E-Mobility

Dass es für so eine Lösung einen Markt gibt, ist sich Nils sicher. Denn mit der steigenden Anzahl von E-Autos werden Firmen, Behörden und der Einzelhandel Lademöglichkeiten anbieten wollen. Der eigene Fuhrpark und Fahrzeuge von Mitarbeitenden oder Kunden wollen geladen werden. Zudem wird ab 2022 die Installierung einer PV-Anlage bei Parkplätzen mit mehr als 35 Stellplätzen in Baden-Württemberg Pflicht. Um den Strom nicht aus dem Netz nehmen zu müssen, bietet sich die Eigenstromerzeugung an und die intelligente Steuerung der gleichzeitigen Ladevorgänge optimiert die Netzanschlussleistung. Der Ausbau der Verteilnetze kann so reduziert werden.

„Erste Interessenten haben bei uns schon angeklopft“, freut sich Nils. „Neben Unternehmen und der EnBW sind dies auch Kommunen. Anfang Oktober haben wir einer Delegation der Oberschwäbischen Elektrizitätswerke, einem der beiden Hauptaktionäre der EnBW, den Carport bei einem Besuch präsentiert. Nun haben mehrere Landräte und Bürgermeister, die dabei waren, bei uns angefragt.“ Die Vermarktung soll natürlich nicht nur über Mund-zu-Mund-Propaganda erfolgen. Derzeit bewertet das Projektteam zusammen mit dem Solardienstleister ClickCon aus Freiburg, einem Spezialisten für PV-überdachte Carports, die Erfahrungen aus diesem Pilotprojekt. Während der Planungs- und Bauphase fungierte ClickCon als Planer.

Ziel ist jetzt, einen Prozess für die Angebotserstellung zu erarbeiten. „Dabei möchten wir nicht selbst als Generalunternehmer tätig sein, sondern Kunden anfangs beraten und dann einen Generalunternehmer aus unserem Netzwerk finden.“ Die Unterkonstruktion sei dabei Aufgabe der Kunden, Energiedienst steige bei der Photovoltaik, dem Speicher und der Elektromobilität ein. Das Dach würde also gemietet, die PV-Module werden installiert und die Dienstleistungen den Kunden zur Verfügung gestellt. Dieses Modell ist eher die Kernkompetenz von Energiedienst als der Bau des Carports selbst.

Nils räumt ein: „Ich bin sehr froh, dass wir die Anlage zunächst bei uns gebaut haben und sie erst jetzt Kundinnen und Kunden anbieten. Die Lernkurve war doch relativ steil.“ So dauerte es von der ersten Idee bis zur Umsetzung relativ lange. „Man denkt zwar, man baut eine Garage, aber bei der Größenordnung errichtet man eigentlich ein Haus mit ordentlichem Fundament und allem, was dazugehört. Das heißt, man muss mit Überraschungen rechnen. In Rheinfelden waren das Bodenbelastungen. Dazu kam noch ein Planungsengpass bei uns. Dass Corona auch seinen Beitrag geleistet hat, brauche ich wohl nicht zu erwähnen. Und so gingen über zwei Jahre ins Land.“

Die Angebotserstellung für einen PV-Carport erfolgt künftig in zwei Schritten. Zunächst erhalten Kunden eine grobe Einordnung der Kosten. Erst nach Untersuchung der statischen Verhältnisse und des Bodens können die Kosten für den Tiefbau ermittelt werden. Dies ist die Voraussetzung für den zweiten Schritt: das konkrete Angebot für den gesamten Carport.

Zahlen, Daten, Fakten
•    Parkplatzüberdachung mit integrierten PV-Modulen (160 kWp), Batteriespeicher (110 kWh) und E-Auto-Ladeplätzen mit intelligentem Lademanagement
•    Ladeleistung 160 kW
•    7 Wallboxen (Ladeleistung jeweils 22 kW AC)
•    Intelligentes Lademanagement
•    38 überdachte Parkplätze, davon 14 mit Lademöglichkeit, erweiterbar auf 28 Ladepunkte
•    504 Photovoltaik-Module
•    Jahresertrag ca. 150 MWh
•    750.000 Euro Investition, davon 184.000 Euro Förderung durch das Land Baden-Württemberg


3 Kommentare

  • Daniel am 15.12.2021 um 08:11
    So schick sieht die Zukunft des Ladens aus. Hoffentlich hilft dieses gelungene Beispiel aus PV-Modulen, Batteriespeicher, Ladeinfrastruktur und intelligentem Lademanagement ein wenig, die Ängste vor einer Belastung des Stromnetzes durch die Elektromobilität zu nehmen. Wenn man es klug anstellt, kann es zu einer Entlastung führen. Davon bin ich fest überzeugt.
  • Anett Dachtler am 16.12.2021 um 10:16
    Lohnt sich denn rechnerisch so eine Investition?
  • Niklas Hose am 22.12.2021 um 14:36
    Ob sich die Investition lohnt muss immer für jeden Kunden individuell bewertet werden, da dies von zahlreichen Faktoren abhängt. Wichtige Parameter sind z.B. Größe der überdachten Stellfläche, Anteil des Eigenverbrauchs sowie Beschaffenheit der Baufläche. Steigende Strompreise, die Kostendegression von Speicherlösungen sowie der Zuwachs an Elektrofahrzeugen sind jedoch zentrale Entwicklungen, die solche Konzepte besonders im Hinblick auf wirtschaftliche Aspekte zukünftig immer interessanter machen werden.

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