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Visp Infra AG: Die Energiezukunft gemeinsam angehen

Das erste gemeinsame Jahr ist verstrichen: Am 9. April 2020 gründete die Gemeinde Visp die Visp Infra AG und holte mit der EnAlpin AG ihren langjährigen Energiepartner mit an Bord. Ziel und Zweck des jungen Unternehmens ist es, in der Gemeinde Visp eine Kompetenz-Plattform für Projekte in den Bereichen Infrastruktur und energienahe Themen zu schaffen, die diese von A bis Z leiten und begleiten kann, von der Planung über den Bau und die Finanzierung bis hin zum schlussendlichen Betrieb. Wir blicken mit der Visper Gemeinderätin Stefanie Zimmermann und Samuel Wyer von der EnAlpin AG zurück auf das erste Jahr der Visp Infra.

«Die Anforderungen im Energiebereich werden immer grösser, das merken auch wir als Gemeinde», erklärt Stefanie Zimmermann, Gemeinderätin mit dem Ressort «Wirtschaft / Standortmarketing / Energie» und Verwaltungsratspräsidentin der Visp Infra AG. «Die Bevölkerung, aber auch die Regierung, verlangt von uns, dass wir uns fit machen für die Energiezukunft. Und das sind keine leeren Worte: Als Energiestadt müssen und wollen wir noch nachhaltiger werden, sei es im Bereich der Wärme, im Bereich der Stromversorgung oder im Energiebereich ganz allgemein. Um dies gerade im Infrastrukturbereich gezielt tun zu können, haben wir die Visp Infra AG gegründet – und uns mit der EnAlpin einen kompetenten Partner an die Seite geholt.»

«Unser Ziel war es auch, Synergien im operativen Bereich
der beiden Wärmenetze zu nutzen.»

Stefanie Zimmermann, Verwaltungsratspräsidentin Visp Infra AG

Synergien nutzen und Kräfte bündeln

In der Visp Infra AG hat die Gemeinde in einem ersten Schritt alle ihre Aktivitäten in der Wärmeversorgung gebündelt. Konkret hat sie das Anergienetz Visp-West und ihre Beteiligung von 50 Prozent an der Fernwärme Visp AG in die Gesellschaft eingebracht. «Unser Ziel war es dabei vor allem auch, Synergien im operativen Bereich der beiden Wärmenetze zu nutzen», erläutert Zimmermann weiter. Das Anergienetz Visp-West nutzt die Abwärme der benachbarten Lonza AG als Primärquelle für die Wärmepumpen der angeschlossenen Wohnhäuser im Quartier Visp-West. Das geschlossene Zweileitersystem, mit dem alle Gebäude miteinander verbunden sind, kann die Wärme, die ein Gebäude durch seine Kühlung im Sommer generiert, für die Erzeugung von Warmwasser in einem anderen Gebäude nutzen. Diese energetische Koppelung war bei der Realisierung des Anergienetzes Visp-West im Jahre 2008 einzigartig in der Schweiz. Und auch das Hochtemperaturnetz der Fernwärme Visp AG nutzt die Abwärme der Lonza und versorgt weitere 144 öffentliche und private Liegenschaften auf dem Gemeindegebiet von Visp.

Was bedeutet «Anergie»?

Anergie ist der Teil der (Wärme-)Energie, der aufgrund des tiefen Temperaturniveaus allein keine Arbeit leisten kann und somit aus ökonomischer Hinsicht verlorengeht. Dies ist zum Beispiel bei dem von der Lonza erwärmten Kühlwasser im Grossgrundkanal der Fall. Die Visp Infra AG führt einen Teil davon mit ihren Anergienetz (kalte Fernwärme) durch das Quartier Visp West und macht dort ein eigentliches «Abfallprodukt» wieder nutzbar: In den angeschlossenen Liegenschaften wandeln Wärmepumpen mithilfe elektrischer Energie die Abwärme wieder in nutzbare Heizwärme um, die dann zum Heizen und für Warmwasser genutzt werden kann.

Klares Bekenntnis zum Energiepartner EnAlpin

«In beiden Projekten – bei denen wir unsere Bevölkerung CO2-frei und aus lokalen Quellen mit Energie versorgen – zählen wir schon seit Jahren auf die Unterstützung und das Know-how der EnAlpin. Da war es für uns ein logischer Schritt und auch ein klares Bekenntnis zu unserem langjährigen Partner, dass wir die EnAlpin an diesem Unternehmen beteiligt haben», hält Stefanie Zimmermann fest. Die Rolle des Energieunternehmens ist dabei klar definiert, erläutert Samuel Wyer, Leiter Stab bei der EnAlpin und Geschäftsführer der Visp Infra AG: «Die Gemeinde ist klar die Besitzerin und Entscheiderin, sie hält den Mehrheitsanteil, hat die nachhaltige Wärmeversorgung ihrer Bevölkerung in der Hand und betreibt diese selbst. Die EnAlpin ist als Fachpartnerin in der Minderheit und unterstützt die Gemeinde mit dem notwendigen Know-how. Die Wärmenetze bleiben damit in der Hoheit der öffentlichen Hand, wir beteiligen uns lediglich als Energiepartner.»

Für sie sei zudem klar, dass die Gemeinde zusammen mit dem Walliser Energieunternehmen auch weitere Herausforderungen im Energiebereich meistern könne, fährt Stefanie Zimmermann fort. «Ich denke da konkret an den Energierichtplan und die Anpassungen an regulatorische Veränderungen, aber auch an die Weiterentwicklung der Gemeinde im Energiebereich ganz allgemein. Das geht ja auch weit über Strom und Wärme hinaus, wenn wir zum Beispiel an E-Mobilität denken oder an Gebäudeautomation. Und da sind wir auf Fachwissen und die Unterstützung von Profis angewiesen.»

 

Gegenseitige Beteiligung: ein starkes Zeichen

Die Gemeinde Visp hat mit der Beteiligung der EnAlpin an der Visp Infra AG nicht nur einen wertvollen Partner gewonnen, sie konnte sich im Gegenzug im Rahmen eines Wertetausches auch am Aktionariat des Energieunternehmens beteiligen. Stefanie Zimmermann unterstreicht vor allem auch den symbolischen Wert dieser Beteiligung: «Die EnAlpin ist sehr wichtig für unsere Region, sei es als Energieproduzentin, als Arbeitgeberin, aber auch als Sponsorin für die Vereine aus Sport und Kultur hier in ihrem Versorgungsgebiet – und wir sind stolz, Teil dieses Unternehmens zu sein. Wir sehen das als klares Statement zu einem lokalen Unternehmen, mit dem wir weiterhin langfristig zusammenarbeiten wollen. Ein Unternehmen, an das wir glauben und das an uns glaubt.»

Samuel Wyer ergänzt aus Sicht der EnAlpin: «Uns liegt natürlich auch viel daran, die Partnerschaft mit den Gemeinden zu verstärken. Unsere Wurzeln sind hier im Wallis. Und auch heute noch sind wir hauptsächlich hier in der Region und für die Region tätig – für uns bedeutet diese Beteiligung auch ein klares Bekenntnis zu unserer Heimat.»

 

Es gibt noch viel zu tun

Welche Bilanz ziehen Zimmermann und Wyer nach dem ersten Jahr der Zusammenarbeit? «Die Zusammenarbeit klappt wie erwartet hervorragend, wir sind ja auch schon ein eingespieltes Team», schmunzelt Zimmermann. An Herausforderungen für das kommende Jahr mangelt es der Visp Infra AG aber nicht. «Das Fernwärmenetz läuft ideal, da planen wir eine Erweiterung. Auch beim Anergienetz Visp muss mittelfristig eine Erweiterung der bestehenden Zentrale realisiert werden. Das Quartier ist seit Beginn der Zweitausenderjahre sehr stark gewachsen, das jetzige System gelangt an seine Grenzen.»

«Der Energierichtplan wird uns noch stark beschäftigen.
Auch dabei ist unsere enge Zusammenarbeit sicher von Vorteil.»

Samuel Wyer, Geschäftsführer Visp Infra AG

«Die Erarbeitung und Umsetzung der kantonalen Gesetzgebung mit dem Energierichtplan wird uns zudem sicher auch stark beschäftigen», ergänzt Wyer. «Auch hier kommt es der Gemeinde sicher zugute, dass wir schon lange eng zusammenarbeiten: Wir kennen die Ausgangslage bereits relativ gut und kommen so sicher rascher vorwärts.»


1 Kommentare

  • Jörg am 21.04.2021 um 17:48
    Vielen Dank für den Einblick in ein spannendes Wärmeprojekt und in die gelebte kommunale Zusammenarbeit im Wallis!

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