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Photovoltaik: Auf dem Weg zum Erfolg

Lange belächelt, hat sich die Photovoltaik (PV) inzwischen zur kostengünstigsten Art der Stromerzeugung entwickelt. Sie gilt als die wichtigste Energieproduktionsart zur Erreichung der Klimaneutralität. Da Klimaneutralität den strategischen Handlungsleitfaden der Energiedienst-Gruppe darstellt, passt das PV-Geschäft perfekt in ihre Strategie. Grund genug für eine Bestandsaufnahme.

„Inzwischen haben wir das PV-Geschäft in Deutschland auf ein Niveau gebracht, dass wir uns trauen, unsere Kunden zu fragen, wie zufrieden sie mit ihrer Anlage sind."

Christoph Umbricht, Bereichsleiter Photovoltaik

Es liegt noch nicht lange zurück, da galt PV in der Energiedienst-Gruppe als Sorgenkind. Zum Beispiel in Deutschland: „2019 ließ uns unser vorgesehener Handwerkspartner praktisch über Nacht im Stich", erinnert sich Christoph Umbricht, PV-Bereichsleiter bei Energiedienst seit 2019. Wie Christoph berichtet, hatte Energiedienst in jenem Jahr 89 PV-Anlagen in Deutschland verkauft, konnte aber nur sechs installieren. Die Kunden waren ziemlich sauer. Das ist zum Glück Vergangenheit: „Wir haben Prozesse, Organisation und Partnerschaften gut organisiert und damit eine Basis errichtet, auf der sich gut aufbauen lässt." Ein zuverlässiges Netz an Handwerkspartnern ist etabliert und stellt sicher, dass die Anlagen zum vereinbarten Termin installiert werden können. Total verbaute Energiedienst während des Jahres 2020 131 PV-Anlagen in Deutschland – ein deutlicher Zuwachs. „Inzwischen sind wir so weit, dass wir uns trauen, unsere Kunden zu fragen, wie zufrieden sie mit ihrer Anlage sind", sagt Christoph mit einem Augenzwinkern.

PV-Geschäft bei Energiedienst

Um die Zuständigkeiten klarer zu gliedern, hat sich TRITEC vom deutschen Markt zurückgezogen, und die Energiedienst AG verantwortet das deutsche PV-Geschäft der Unternehmensgruppe nun direkt. Das deutsche PV-Team von Energiedienst zählt aktuell acht Beschäftigte. 2020 verkaufte es 101 PV-Anlagen. Der Jahresumsatz lag bei 1,6 Mio. Euro, das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) fiel – bedingt durch den Neuaufbau des Geschäfts – mit -0,5 Mio. Euro noch negativ aus. Als ein herausragendes Projekt des vergangenen Jahres sei die PV-Anlage für die Kläranlage Murg (Hochrhein, siehe Abbildung) erwähnt. Sie erzeugt etwa 26.000 kWh Strom pro Jahr bei einer Leistung von 28,6 kWp. Ein Großteil der produzierten Energie wird direkt in der Anlage genutzt.

Für zwei Energiedienst-Beteiligungen stellt Photovoltaik das Kerngeschäft dar: winsun im Wallis und TRITEC mit Sitz im Kanton Bern sind mit je ca. 40 Beschäftigten zwei zwar nicht große, aber strategisch bedeutsame Säulen der Unternehmensgruppe. Auch sie haben schwierige Zeiten durchlebt.

„winsun feiert dieses Jahr zehnjähriges Bestehen und hat in dieser Zeit viel Know-how aufgebaut. Mit dem neuen Claim ,Solarstrom seit 2011' wollen wir genau dies unterstreichen. Wir sind ein kompetenter, zuverlässiger und langfristiger Partner. Dies unterscheidet uns in dem sehr fragmentierten Markt von vielen anderen Anbietern."

Silvio Gely, CEO winsun AG

MWp und kWp – was bedeutet denn das?

Die Leistung von PV-Anlagen wird entweder in MWp oder in kWp angegeben. Das „p“ steht für Peak und ist eine Bezeichnung für die maximale Leistung, die aus den Modulen gezogen werden kann. In der Regel produziert die Anlage – bedingt durch den Sonnenstand – nie diese Leistung. Als gute Richtgröße für die Energie, die eine PV-Anlage in unseren Breitengraden pro Jahr produziert, multipliziert man die MWp- oder die kWp-Zahl mit 1'000 h. Eine Leistung von 500 kWp ergibt somit grob einen Energieertrag in Höhe von 500'000 kWh pro Jahr.

winsun: nach harten Einschnitten auf gutem Weg

„Bei winsun waren Mitte 2019 einschneidende Restrukturierungsmaßnahmen nötig, um einen Konkurs abzuwenden", erzählt Christoph über das 2011 gegründete und 2017 von Energiedienst akquirierte Unternehmen. Innerhalb eines Jahres musste sich winsun von mehr als 20 Mitarbeitenden trennen. Jedoch: „Die getroffenen Maßnahmen haben sich als erfolgreich erwiesen", sagt Christoph und untermauert dies mit Zahlen: 2020 hat winsun das EBIT gegenüber 2019 um 1,1 Millionen Euro verbessert, während der Umsatz bei ungefähr 10 Millionen Euro lag. Christoph: „Die Talsohle ist durchschritten, und die Perspektiven für winsun sind positiv." Dieser Einschätzung stimmt winsun-Geschäftsführer Silvio Gely, der Anfang 2020 gestartet ist, zu: „Zwar befand sich winsun 2020 noch in der Verlustzone. Dies war aber im Sanierungsplan so vorgesehen und ist insbesondere auf einige Bereinigungen zurückzuführen. Ich bin optimistisch, dass wir in diesem Jahr ein ausgeglichenes Ergebnis präsentieren werden."

winsun AG: Spezialistin für erneuerbare Energien

winsun steht für Beratung, Planung und Ausführung ganzheitlicher und nachhaltiger Energielösungen. Neben der Photovoltaik ist winsun auch in den Bereichen Elektroinstallationen, Stromspeicher und E-Mobilität tätig und kann Gesamtprojekte planen und installieren. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Steg (Kanton Wallis) hat insgesamt fünf Standorte in der Schweiz. Zu den vielen Projekten, die im Jahr 2020 realisiert wurden, gehört unter anderem auch das Einfamilienhaus der Familie Kuoni in Buchberg (Kanton Schaffhausen, siehe Abbildung). Bei der Anlage mit einer jährlichen Energieproduktion von 17'500 kWh konnte eine tolle Verbindung von Alt und Neu realisiert werden.

TRITEC: in der Gewinnzone angelangt

Von schmerzhafter Restrukturierung kann auch die TRITEC AG ein Lied singen. Das 1993 gegründete und seit 2015 mit Energiedienst verbundene Unternehmen hatte schon vor winsun ein Tal der Tränen zu durchschreiten. Das Ergebnis ist aber auch hier ein erfreuliches: Die ergriffenen Maßnahmen führten ebenfalls zum Umschwung. Konkret hat sich das Geschäftsergebnis 2020 gegenüber dem Vorjahr um mehr als 2 Millionen Euro verbessert – bei einem Gesamtumsatz von 20 Millionen Euro. Dabei half auch, dass sich TRITEC aus dem deutschen Markt zurückzog und sich seither auf das Schweizer Geschäft konzentriert. „Inzwischen schreibt TRITEC schwarze Zahlen. Die Stimmung ist gut wie schon lange nicht", sagt Roland Hofmann, der das Unternehmen seit 2005 leitet.

„Der Schweizer Photovoltaik-Markt legte im Jahr 2020 wieder an Volumen zu, und wir können nun dort weitermachen, wo wir 2015 aufgehört haben. Mit knappen 4 Prozent Photovoltaik-Strom in der Schweizer Stromversorgung stehen wir jedoch immer noch ganz am Anfang unserer Reise, bis wir im Jahr 2050 einen Anteil von 50 Prozent erreichen.“

Roland Hofmann, CEO TRITEC AG

TRITEC AG: Einsatz für eine saubere Energiezukunft

TRITEC versteht sich als Partner für Solarprofis und als Berater für Bauherren und Investoren. Als Systemanbieter liefert TRITEC erstklassige Komponenten für Photovoltaik-Anlagen jeder Größe, eigenstromoptimiert mit Stromspeicher. Als Planer und Generalunternehmer realisiert TRITEC schweizweit Energieprojekte und Solaranlagen. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Aarberg (Kanton Bern) hat drei Standorte in der Schweiz. Zu den eindrücklichen Projekten des Jahres 2020 gehört unter anderem die PV-Anlage für das Verteilzentrum der Denner AG in Lyss (Kanton Bern) mit 936 kWp (siehe Abbildung).

2020: 16 Prozent mehr PV-Anlagen verkauft

Insgesamt verkauften TRITEC, winsun und Energiedienst im Jahr 2020 573 PV-Anlagen – 81 mehr als im Jahr davor; eine Steigerung von über 16 Prozent. 547 Anlagen wurden im selben Zeitraum auf den Dächern von Hausbesitzern, Unternehmen und öffentlichen Gebäuden installiert. Gerade die Partnerschaft mit Kommunen in ihrem Bestreben um Klimaneutralität wird dabei immer wichtiger.

 

Synergien stärker nutzen

Alle Beteiligten wissen, dass sie die Hände jetzt nicht in den Schoß legen dürfen, sondern am Ball bleiben müssen, damit sich die aktuelle Erfolgsstory fortsetzt. „Wir werden das PV-Geschäft beharrlich weiter optimieren“, verspricht Christoph Umbricht. Dabei geht es auch um die Erzielung noch stärkerer Synergien zwischen TRITEC und winsun.

PV ist anders als die anderen

Im Gegensatz zu anderen Arten der Energieerzeugung ist PV auch für «normale» Privatleute attraktiv: Jeder Hausbesitzer hat mit PV die Möglichkeit, aktiv zur Energiewende beizutragen. Das Kraftwerk auf dem eigenen Dach macht Millionen von Bürgern mit überschaubarem Aufwand zu Stromproduzenten.

Jedoch nicht nur als Dienstleistung für Kunden ist Photovoltaik ein spannendes Thema. Auch unternehmenseigene PV-Freiflächenanlagen wie etwa in Döggingen bei Donaueschingen bieten der Energiedienst-Gruppe die Möglichkeit, in diesem Sektor aktiv zu sein – alles im Sinne der Vision, eine lebenswerte Gesellschaft zu gestalten, in der nachhaltig leben und wirtschaften selbstverständlich ist.

Photovoltaik: agiler und kundenorientierter Markt

Der PV-Markt ist äußerst kompetitiv. In diesem Geschäft braucht es Agilität und Kundenorientierung, um nachhaltig erfolgreich zu sein. Auch einem etablierten Energieversorger und Netzbetreiber wie Energiedienst kann das PV-Geschäft helfen, sich aktiv weiterzuentwickeln. „Das ist ein weiterer Aspekt, weshalb das PV-Geschäft perfekt zur Energiedienst-Gruppe passt", sagt Christoph Umbricht.


4 Kommentare

  • claudia am 18.03.2021 um 11:12
    super interessanter Beitrag - mit ehrlichen Worten! Und sehr gut geschrieben.
  • André Büssers am 18.03.2021 um 11:20
    Vielen Dank, Claudia, für dieses positive Feedback. Nur, wenn wir die Dinge ehrlich betrachten, uns selbst und anderen nichts vormachen und keine Nebelkerzen werfen, kommen wir weiter. So auch hier beim Thema PV.
  • Jörg am 18.03.2021 um 11:30
    Der Artikel gibt einen tollen Überblick über unsere PV-Aktivitäten und die Fortschritte, die wir dort im letzten Jahr erzielen konnten! Ich persönlich bin auch für die Zukunft optimistisch!
  • André Büssers am 18.03.2021 um 11:33
    Danke, Jörg. Das Thema ist total spannend, und es hat Spaß gemacht, es in dieser Form aufzubereiten. Ich selbst habe einiges dabei gelernt.

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