Zur Themen-Übersicht

Mit Sachverstand und Hightech: naturenergie netze rückt Schädlingen zu Leibe

Als naturenergie netze im Herbst 2020 den Standort Schopfheim mit einem Schwerpunkt auf Wasser- und Abwassermanagement eröffnete, war dies auch der Auftakt für ein ganz neues Betätigungsfeld: nämlich die Schädlingsbekämpfung. Ein Großteil der Ratten- und Mäusejagd findet am Bildschirm statt. Damit wird die Schädlingsbekämpfung auch für Computer- und Technikbegeisterte sexy.

Ungebetene tierische Gäste können auf vielerlei Weise erhebliche Schäden anrichten. Wer ein eigenes Haus hat, kennt dieses Problem. Und in den Medien ist immer wieder von spektakulären Fällen die Rede. So unterbrach beispielsweise im Nollinger Autobahntunnel einmal ein Siebenschläfer die Stromversorgung.

Auch bei naturenergie netze stehen der Schutz technischer Anlagen und die Sicherheit des Stromflusses im Fokus, wenn es um Schädlingsbekämpfung geht. Schließlich sind Umspannwerke und Trafostationen ein beliebtes Betätigungsfeld für Ratten und Mäuse. Deren Fraßschäden können die Sicherheit gefährden und ganze Umspannwerke lahmlegen. Denn sie nagen alles an, was sich an Kabeln und Elektronik in ihnen befindet. Bereits kleine Schäden zum Beispiel an Brandmeldekabeln können zur Kettenreaktion bis hin zum Ausfall des Standortes – und so zu einem großflächigen Stromausfall – führen.

Zwei Experten packen’s an

Markus Vollmer ist in dieser Sache der richtige Mann am richtigen Platz. Als Fachkraft für Abwassertechnik hat er 30 Jahre lang bei der Stadt Kandern gearbeitet, ehe er 2020 zu naturenergie netze fand. Dort obliegt ihm inzwischen das Monitoring von rund 40 Anlagen. Entsprechend groß ist sein Revier. Immerhin: Markus steht nicht allein. Unterstützung erhält er durch Sven Müllerleile. Beide haben den nötigen Sachkundenachweis. Denn ohne entsprechende Qualifikation geht bei der Schädlingsbekämpfung nichts. „Wegen der einzusetzenden Biozide und Rodentizide müssen wir die Gefahrstoff- und wegen des Umgangs mit Tieren die Tierschutzverordnung einhalten“, sagt Markus.

Von Schadnagern, Tottieren, Zieltieren und Nichtzieltieren

Nur teilweise geht es bei Markus und Sven um die Beseitigung schon existierender Schadnager. Nicht weniger wichtig ist die Prävention. „Dabei prüfen wir, an welchen Stellen die Tiere in die Gebäude und Anlagen eindringen können. Wir weisen auf die entsprechenden Öffnungen hin und bitten um deren Verschließung“, sagt Markus.

Seit Dezember 2021 rücken die Schopfheimer Schädlingsbekämpfer den Nagern mit vernetzten Köderschutzboxen und ausgeklügelter Funktechnologie besonders effizient zu Leibe. Zunächst überwachen sie von ihrem Arbeitsplatz aus die verschiedenen Standorte mittels NB-IoT. Gemäß geltenden Vorschriften setzen sie für das Monitoring giftfreie Lockstoffe ein. Nur wenn sie dann Schadnager feststellen, kommen die Giftköder zum Einsatz. Nur noch einmal pro Monat überprüfen sie diese vor Ort, sofern sie keine weiteren Nager in den Boxen festgestellt haben. Kamen doch Zieltiere vorbei, um an den Ködern zu fressen, müssen Markus und Sven innerhalb einer Woche den Standort anfahren. Sie müssen das Umfeld nach Tottieren absuchen und die Kadaver zur fachgerechten Entsorgung einsammeln. Andernfalls droht die Gefahr, dass sich weitere Tiere – „Nichtzieltiere“ – an den Kadavern vergiften. „Bewusst sind die Köder so konstruiert, dass die Schadtiere nicht sofort sterben“, sagt Markus. „Sie verenden erst nach Tagen.“ Das hat seinen Grund: „Diese Biester sind schlau. Ein rascher Tod würde die Artgenossen warnen, und alle Mühe wäre umsonst. Sie schicken immer zuerst einen Vorkoster. Wenn dieser erst später stirbt, bringen sie seinen Tod nicht mit dem Köder in Verbindung.“

 

Monitoring liefert wichtige Informationen

Die Digitalisierung hilft den Rattenfängern von Schopfheim enorm. Neben der zielgerichteten und dadurch sparsamen Köderauslegung sowie den überflüssig gewordenen Fahrten freuen sie sich über Informationen der eingebauten Karten-Reader. „Wir erfahren genau, was in den Köderboxen passiert“, erklärt Markus. „Das Monitoring zeigt uns, an welchen Stellen es wie viele Fallenbegehungen gibt. Daraus lassen sich Rückschlüsse auf die Gesamtzahl der Schadnager ziehen.“

Nachhaltig und umweltschonend gemäß ED-Philosophie

Markus legt Wert auf die Feststellung, dass seine Arbeit die Umwelt schont, nicht schädigt. „Früher legte man einfach Rattengift aus“, weiß er aus Erfahrung. „Da konnte der Köderblock nass werden, abfaulen. Dadurch konnte das Gift die Gewässer sowie das Grundwasser verunreinigen – und damit das Trinkwasser.“

Das läuft heute – und erst recht bei naturenergie netze – ganz anders. Zum Einsatz kommt ein System mit einer abgeschlossenen Box, in der sich ein Schwimmer befindet. Sobald der Wasserpegel steigt, verschließt dieser Schwimmer die Box. Der Köderblock bleibt dadurch trocken. Mit dieser Methode fällt es noch leichter, die Auflagen des Wasserhaushaltsgesetzes einzuhalten. „Für uns ist das aber nicht nur eine lästige Pflicht, sondern Teil unseres Selbstverständnisses als nachhaltig-umweltfreundlicher Naturpionier“, betont Markus. „Wir handeln im Einklang mit Werten und Philosophie der ED-Gruppe.“

„Wenn wir die Schädlingsbekämpfung in unseren Umspannwerken selbst durchführen, arbeiten wir viel effizienter.“

Markus Vollmer, Fachkraft für Abwassertechnik

Ambitionierte Zukunftspläne

Noch steckt das neue Geschäftsfeld in den Kinderschuhen, aber die Pläne sind ambitioniert. In allen eigenen Umspannwerken die Schädlingsbekämpfung zu übernehmen, lautet das Ziel. Bislang erledigen das zum Teil noch Externe. „Da geht deshalb immer ein Hausmeister mit. Er muss die Türen aufschließen und aufpassen, dass nichts passiert“, erklärt Markus im Hinblick auf den Starkstrom (Spannung: 110 kV). „Wenn wir das intern machen, sparen wir einen Mann und damit weitere Kosten ein, weil wir elektrotechnisch unterwiesen sind und keinen Aufpasser brauchen.“

Im nächsten Schritt wollen die Schädlingsbekämpfer andere Firmen und auch Kommunen kontaktieren. „In Kommunen kümmern sich oft Personen um Schädlinge, die nicht nach neuesten Anforderungen geschult sind“, weiß Markus. „Oft wenden sie alte Methoden an.“ Die Betreuung von Parkanlagen sei eine Option. Auch bei Autobahnmeistereien hat Markus schon angefragt.

 

Erste Erfolge liegen vor

Die ersten Erfolge der neuen Herangehensweise sind bereits sichtbar. Dank Köderboxen und NB-IoT gingen die Fallzahlen schon nach der im Dezember gestarteten Testphase in zunächst 18 Umspannwerken und Schaltstationen erheblich zurück. „Das System ist genial und von allen Systemen am besten durchdacht“, freut sich Markus, der äußerst zufrieden ist. Inzwischen kommen die neuen Köderschutzboxen an allen 40 Standorten zum Einsatz. Rund 100 Stück sind es im Ganzen. Dort, wo die Deutsche Telekom den Funkstandard NB-IoT bereits ausgerollt hat, nutzt naturenergie netze die Technologie. Nur 20 der 100 Boxen müssen bis jetzt noch mit einer anderen Funktechnologie (ULE) überwacht werden.

Ratten: Gewimmel im Untergrund

Ratten können gefährliche Krankheiten übertragen. Der Zusammenhang zwischen Ratten und den großen Pestepidemien ist allgemein bekannt. Viele weitere ließen sich nennen.

Ratten vermehren sich unglaublich schnell. Auch bei uns gibt es mehr von ihnen, als man denkt. Markus Vollmer zufolge kommen auf einen Einwohner vier (!) Ratten. Demnach leben in Lörrach 200.000, in Donaueschingen 89.000, in Visp rund 32.000 dieser ungeliebten Nager. „Nicht ohne Grund muss jede Gemeinde in Deutschland einmal pro Jahr eine Schädlingsbekämpfung durchführen“, weiß Markus Vollmer.

Bekanntlich fühlen sich Ratten in Abwassernetzen besonders wohl – weil es dort warm ist und weil es dort viel Nahrung gibt. Nicht nur gastronomische Abwässer tragen die Schuld daran: Auch Privatleute, die ihre Essensreste in der Toilette entsorgen, bieten den Nagern dadurch ein gefundenes Fressen. „Das sollte man daher nie tun“, erklärt Markus.

Als während des Lockdowns die Gastronomie eine Zwangspause hatte und deshalb weniger Essbares in den Kanalnetzen landete, erschienen in vielen Gemeinden die Ratten an der Oberfläche. Ob gelbe Säcke, Komposthaufen oder herumstehendes Tierfutter: Sie sind nicht wählerisch – und finden jede Nahrungsquelle.


0 Kommentare

    Kommentar absenden

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


    Weitere Themen in der aktuellen PostED express