„Hier brauchen wir die Kommunen“
Zielnetzplanung: Wie viel Strom wird in einer Kommune verbraucht? Wie viel dort erzeugt? Und zwar nicht heute, sondern im Jahr 2045? Darum geht es bei der Zielnetzplanung. Wie kann naturenergie netze so weit planen?
Bei der Planung von Energienetzen muss man in großen Zeiträumen denken: Schließlich geht es um eine sichere Versorgung für die Zukunft, um millionenschwere Investitionen für die kommenden 30 Jahre und eine effiziente Umsetzung – niemand will, dass ständig die Straße aufgerissen werden muss. Andrea Rahn, Leiterin des Fachbereichs „Bau Ortsnetz Anschlusswesen“ bei naturenergie netze, einem Unternehmen der naturenergie holding AG, verrät, wie das geht.
Frau Rahn, haben Sie eine Glaskugel? Oder wie wollen Sie heute die Stromflüsse in mehr als 20 Jahren voraussagen?
Eine Glaskugel haben wir leider nicht. Aber es gibt ein paar Anhaltspunkte für unsere Planung. Da ist zum einen der Netzentwicklungsplan der Bundesregierung und die darin enthaltenen Hochrechnungen. Auf der anderen Seite erstellen wir Prognosen, wie sich Bedarf und Verbrauch in einer Kommune in Zukunft entwickeln könnten.
Wie kommen Sie auf diese Prognosen?
Basierend auf den aktuellen Daten skalieren wir die Netzauslastung in der Zukunft. So gehen wir davon aus, dass die Elektromobilität und die Zahl der Wärmepumpen noch deutlich ansteigen. Punktgenau werden wir das nicht schaffen, aber je besser unsere Datengrundlage ist, desto besser wird die Prognose. Und hier brauchen wir die Kommunen.
Warum das?
Wenn wir heute wissen, was Kommunen für die Zukunft planen, können wir das mit einbeziehen. Wenn es zum Beispiel konkrete Pläne zum Ausbau von Photovoltaik auf kommunalen Gebäuden gibt oder um die Erschließung von Freiflächenanlagen geht. Oder eine Förderung von Wallboxen für E-Autos geplant ist. Genauso wie die kommunale Wärmeplanung.
Was hat die Wärmeplanung damit zu tun?
In Wohnvierteln, die ein Wärmenetz bekommen, werden weniger Wärmepumpen installiert werden als dort, wo die strombasierte Heizung für viele die Wahl der Zukunft sein wird.
Was können Sie tun, wenn zu wenig Strom im Netz ist? Oder gar zu viel? Selbst speichern?
Das dürfen wir als Netzbetreiber gar nicht. Einspeichern und wieder einspeisen wäre Handel. Der ist uns untersagt.
Was sind Ihre Möglichkeiten, wenn Sie in Erzeugung und Verbrauch nicht eingreifen können?
Wir haben die Möglichkeit, Erzeugungsanlagen abzuregeln, um die Netzstabilität zu gewährleisten. Da dezentrale Einspeisung aber ein Kernelement der Energiewende ist, möchten wir so wenig wie möglich auf dieses Mittel zurückgreifen. Und Eingriffe in den Verbrauch wären noch heikler.
Was bleibt?
Der Netzausbau. Leitungen verstärken oder Netzlängen verkleinern, indem wir mehr Ortsnetzstationen bauen. All das kostet Geld, dauert lange und will gut geplant sein. Deshalb setzen wir auf eine enge Zusammenarbeit mit den Kommunen.
Bildunterschrift: Andrea Rahn, Leiterin des Fachbereichs „Bau Ortsnetz Anschlusswesen“ bei naturenergie netze, spricht über den Netzausbau.
Das Interview in voller Länge: blog.ednetze.de/zielnetzplanung/
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