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energiedienst gewinnt hohes Liefervolumen 

Kommunen und kommunale Auftraggeber in Baden-Württemberg sind verpflichtet, ihren Strombedarf auszuschreiben. Über sogenannte Bündelausschreibungen können sie sich marktgerechte Konditionen für ihren Strom sichern. Organisiert wird das von der Gt-Service GmbH, einem privatwirtschaftlichen Tochterunternehmen des Gemeindetags Baden-Württemberg.

1.101 Kommunen gibt es in Baden-Württemberg. Ein großer Teil von ihnen schreibt alle drei Jahre seinen Strombedarf für die kommenden Jahre aus. Im Interview erklärt Marc Mentzen, Vertrieb Geschäftskunden bei energiedienst, wie das komplexe Unterfangen abläuft.

Wie funktioniert eine Bündelausschreibung und welchen Vorteil haben Kommunen?

Marc Mentzen: Die Kommunen und kommunalen Auftraggeber schreiben ihren Strombedarf aus. Das findet in Form von Päckchen, sogenannten Losen, statt. Dabei wird meist nach Standardlastprofil-Anlagen, Wärmestrom-Anlagen, Straßenbeleuchtungen und Anlagen mit registrierender Leistungsmessung unterschieden. Diese Bedarfe unterteilen sich wiederum in bestimmte Anforderungen, wie beispielsweise Ökostrom und einem bestimmten Anteil des grünen Stroms aus Neuanlagen. Die Gt-Service GmbH sortiert alle Bedarfe und fasst sie als Lose zusammen. Durch die hohe Mengenabfrage kaufen die Gemeinden ihren Strom gemeinsam zu einem besseren Preis. Die Gt-Service GmbH agiert für die Kommunen so als Einkaufsgesellschaft.

Wie lief die diesjährige Ausschreibung für energiedienst?

Die zurückliegende Bündelausschreibung verlief für uns sehr positiv. Von den zu vergebenden Losen konnte energiedienst fast ein Viertel für sich entscheiden, die wiederum fast die Hälfte des Gesamtbedarfs an Kilowattstunden aller ausgeschriebenen Lose ausmachen. So versorgt energiedienst als zuverlässiger Partner eine Vielzahl an Auftraggebern sowie deren Stromabnahmestellen für die Jahre 2022, 2023 sowie 2024.

Wie viele Kommunen sind bei energiedienst insgesamt unter Vertrag?

Die 20. Bündelausschreibung ist die mengenmäßig zweitgrößte Ausschreibung, an der energiedienst im Jahr 2021 erfolgreich teilgenommen hat. Die Zahl der teilnehmenden Gemeinden schwankt jedoch von Jahr zu Jahr und war 2021 im Vergleich zu anderen Jahren eher klein. Insgesamt versorgt energiedienst bis Ende 2022 rund 400 Gemeinden mit mehr als 25.000 Anlagen. Ab 2023 wird ein Teil davon wieder neu ausgeschrieben.

„Die zurückliegende Bündelausschreibung verlief für uns sehr positiv. Von den zu vergebenden Losen konnte energiedienst fast ein Viertel für sich entscheiden.“

Marc Mentzen, Vertrieb Geschäftskunden

Müssen Gemeinden an der Bündelausschreibung teilnehmen?

Nein. Sie können ihren Strombedarf auch individuell über einen Energieberater oder auch eigenhändig ausschreiben. Im Gegensatz zur Teilnahme an der Bündelausschreibung haben sie dadurch aber mehr Aufwand. Außerdem können sie in der Gemeinschaft bessere Marktkonditionen erzielen.

Für wie lange gilt die Ausschreibung?

Bis 2019 wurden die Verträge für zwei Jahre geschlossen mit der jeweiligen Option für Kommune und Stromlieferant, den Vertrag nach zwei Jahren zu kündigen oder dreimal um ein weiteres Jahr verlängern zu lassen. Weil die Lose so in der Vergangenheit immer zu unterschiedlichen Zeitpunkten neu vergeben wurden, schwankt die Zahl der teilnehmenden Kommunen und damit auch der Lose in jedem Jahr. Seit 2020 werden die Verträge immer fix für die nächsten drei Jahre vereinbart.

Welche Rolle spielen die gestiegenen Strompreise für die Gemeinden?

Natürlich ist eine Gemeinde, die ihren Strombedarf bereits mit den Preisen von 2020 für drei Jahre gesichert hat, aktuell im Vorteil. Da jedoch nicht feststeht, wie sich die Lage auf dem Energiemarkt in den kommenden Jahren entwickelt, kann auch eine Gemeinde in diesem Jahr einen guten Preis gesichert haben, wenn die Beschaffungskosten für Strom in Deutschland perspektivisch steigen. Wichtig ist für die Kommunen jedoch, Planbarkeit zu haben und nicht jedes Jahr mit stark schwankenden Stromkosten konfrontiert zu sein.

Wie entscheidet sich die Vergabe?

Die Stromversorger bewerben sich für einzelne oder alle Lose, deren Anforderungsbedingungen, wie den Grünstromanteil, sie erfüllen können. Ein ausschlaggebendes Kriterium ist der Preis.

Foto: iStock.com Room_76_Photography


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