EnAlpin leistet Pionierarbeit im Walliser Bergdorf Saas-Fee

Die EnAlpin AG hat im Walliser Saas-Fee das erste Projekt seiner Art im alpinen Raum umgesetzt: ein Tieftemperatur-Wärmenetz, das bereits seit 2015 in Betrieb ist. Das auf einem Hochplateau auf 1.800 m Höhe liegende Saas-Fee ist bekannt für sein einzigartiges Bergpanorama und wird auch „Perle der Alpen“ genannt. Jetzt plant die EnAlpin AG die Ergänzung des bestehenden Wärmenetzes um ein Hochtemperaturnetz. Die geografischen Gegebenheiten sowie der für Saas-Fee so wichtige Tourismus stellen die EnAlpin AG dabei vor ungewöhnliche Herausforderungen. Die Redaktion sprach mit David Gruber, Ingenieur im Bereich Energielösungen und Konzepte, über beide Projekte.

Hallo David, Du bist im Bereich Energielösungen und Konzepte für ein Pionierprojekt in der Unternehmensgruppe verantwortlich: ein Tief- und ein Hochtemperatur-Wärmenetz in Saas-Fee. Was hat es mit dem Tieftemperaturnetz auf sich, und warum ist es so einzigartig?

David Gruber: Das Tieftemperatur-Wärmenetz in Saas-Fee ist bereits seit 2015 in Betrieb. Und es ist wohl eines der ersten und größten seiner Art im alpinen Raum. Vereinfacht gesagt, speichern wir während der Sommermonate Wärmeenergie im Erdreich, um diese während der Heizperiode zu nutzen. Wir sprechen hier also über ein Projekt, das ausschließlich mit erneuerbaren, umweltfreundlichen Technologien arbeitet.

Das bestehende Netz wurde in diesem Jahr ergänzt. Ist damit die Kapazitätsgrenze ausgeschöpft?

Wir haben derzeit eine große und steigende Nachfrage zum Anschluss an das Wärmenetz. Im Sommer 2022 haben wir deshalb die bestehenden 90 Erdsonden um weitere 100 Bohrungen ergänzt. Diese Erdsonden reichen bis in eine Tiefe von 150 Metern unter der Erdoberfläche. Bei den geografischen Gegebenheiten mit massivem Gestein ist es also ein gutes Stück Arbeit, die Sonden zu bohren. Gleichzeitig ist das auch unsere Limitierung, denn es gibt jetzt schlichtweg keine weiteren Platzreserven mehr, um das Erdsondenfeld abermals zu erweitern.

Hat das Tieftemperaturnetz Auswirkungen auf die Beschaffenheit des Gesteins bzw. auf die Umwelt?

Das System in Saas-Fee ist so konzipiert, dass keine Umweltauswirkungen, speziell auf die Geologie, zu erwarten sind. Dies musste in aufwendigen Simulationen über den Zeitraum von 50 Jahren auch nachgewiesen werden. Im alpinen Raum herrschen unterschiedliche geologische Zonen, die im Voraus schwierig zu bestimmen sind. Im Projekt mussten wir daher Bohrerfahrungen sammeln. So hat sich herausgestellt, dass der Aufwand tieferer Bohrungen den lokalen wärmetechnischen Nutzen übersteigt. Beim Einsatz von Erdsondenfeldern ist, im Gegensatz zu Einzelbohrungen, auf die Wärmeregeneration des Bodens, in unserem Fall des Felsens, zu achten.

Die Nachfrage nach Anschluss an das bestehende Netz ist nicht zuletzt auch durch den Ukraine-Krieg noch stärker gestiegen. Als Ergänzung zum Tieftemperatur-Wärmenetz plant EnAlpin jetzt ein Hochtemperatur-Netz. Was hat es damit auf sich?

Ja, aktuell können wir mit dem Tieftemperaturnetz eine Heizleistung von 1 MW und Wärmeenergie von 2,7 GWh bereitstellen. Dies entspricht aber leider weniger als 10 Prozent des örtlichen Wärmebedarfs. Aufgrund fehlender Heizalternativen – der Betrieb von Außenluftwärmepumpen auf dieser Höhenlage ist nicht effizient – planen wir deshalb ein Hochtemperatur-Holzheizkraftwerk mit neuem Verteilnetz. Dieses soll eine Heizleistung von 4,1 MW und Wärmeenergie von 4,5 GWh erzeugen. Das könnte dann im Vollausbau eines der regional größten Holzheizkraftwerke sein.

EnAlpin plant eine Kopplung des Tieftemperatur- und des Hochtemperaturnetzes. Wie funktioniert das?

Ja, es ist so, dass wir die Abwärme des Rauchgases aus dem Holzheizkraftwerk in das Tieftemperaturnetz einspeisen. Damit haben wir eine Wärmenutzung auf verschiedenen Temperaturniveaus. Über diese Technik können wir eine kostengünstige Kapazitätserhöhung für das bestehende Tieftemperaturnetz erzielen, sodass wir auch hier noch zusätzliche Verbraucher anschließen können.

Wie sieht der Zeitplan für die Realisierung des Holzheizkraftwerkes aus?

Wir haben einen wirklich durchgetakteten Bauplan, damit das Kraftwerk vor Beginn der Heizperiode ab Mitte September 2025 in Betrieb gehen kann. Wir müssen immer berücksichtigen, dass auf 1.800 Metern Höhe der Winter früh einsetzt und wir somit bestimmte Arbeiten rechtzeitig abschließen müssen.

Aktuell planen wir mit circa drei Jahren Projektlaufzeit für das Holzheizkraftwerk, davon ein Jahr Baubewilligung und zwei Jahre Bauzeit – mit Unterbrechung im Winter aufgrund der Witterung. Die reine Bauzeit liegt bei zwölf Monaten.

Welche Herausforderungen gilt es noch zu bewältigen?

Wir möchten mit unserem Projekt möglichst vielen die erneuerbare Heizenergie zur Verfügung stellen. Gleichzeitig gilt es aber, die endlichen Ressourcen aus der Natur verantwortungsbewusst einzusetzen. Die Bewirtschaftung der Wälder in der Region hat durch die geografischen Gegebenheiten der Berglandschaft Grenzen. Die Zielsetzung ist es daher, fehlendes Holz innerhalb der Schweiz zu beschaffen, um die Transportwege und damit die Umweltauswirkungen gering zu halten.

Zum anderen sind aber auch die Verbraucher in stärkerem Maße gefragt, durch ihr Verbrauchsverhalten zu einem bewussten und nachhaltigen Umgang mit der wertvollen Energie, die hier zur Verfügung gestellt wird, beizutragen. Man muss schon deutlich machen, dass ein Netzhausanschluss nicht der Weisheit letzter Schluss ist! Alle müssen gemeinsam zum Energiesparen beitragen, energetische Maßnahmen in den Gebäuden umsetzen, um einen niedrigeren Energiebedarf zu erreichen und so weiteren Verbrauchern gleichermaßen die Nutzung des Netzes zu ermöglichen. Nur so können wir auf Dauer der Klimakrise und den steigenden Energiekosten entgegenwirken. Wir müssen einfach insgesamt noch sehr viel bewusster mit unserer Energie umgehen, das hat uns ja auch der Ukraine-Krieg sehr eindeutig vor Augen geführt.

David, wir danken Dir sehr herzlich für das Gespräch!

Schematische Darstellung der Funktionsweise des Tieftemperatur-Wärmenetzes in Saas-Fee. Quelle: https://www.enalpin.com/saas-fee/
 

Was ist eigentlich ein …?

… Tieftemperaturnetz: Es wird auch Kalte-Nahwärme-Netz oder kalte Fernwärme genannt. Hier werden Temperaturen von mindestens 8 Grad zugeführt.

… Hochtemperaturnetz: auch Nahwärmenetz genannt. Es werden Temperaturen von maximal circa 70 Grad zugeführt.


Bitte gib im Feld "Name" deinen Vor- und Nachnamen an.

0 Kommentare

    Kommentar absenden

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.